AA

Stalkerin verfolgte Wiener Pfarrer mit Liebesschwüren

Seit über zehn Jahren wird ein Wiener Pfarrer von einer 58-jährigen Witwe verfolgt. Hunderte Briefe und E-Mails mit Liebesbeteuerungen hat er bereits erhalten. Die Schweizerin versuchte gar, seine Hose zu öffnen. Video: Lehrerin stalkte Pfarrer 

Weil sie ihn bis zu 20 Mal täglich anruft, wagt er kaum mehr das Telefon abzuheben. Die Schweizerin, die den Seelsorger in seinem früheren Wirkungsort in Freiburg im Breisgau kennengelernt hatte, reist auch regelmäßig nach Wien, wo sie Geschenke für ihn hinterlässt und seine Nähe sucht. Am Freitag ist die Lehrerin im Wiener Straflandesgericht rechtskräftig nach dem Stalking-Paragraphen verurteilt worden.

“Meine Mandantin ist sehr religiös. Der Herr Pfarrer ist für sie eine religiöse Identifikationsfigur gewesen”, deponierte Verteidigerin Astrid Wagner zu Beginn der Verhandlung. Der Eidgenossin dürfte es allerdings um mehr als spirituelle Inspiration gegangen sein: Eines Tages trat sie vor den 37-jährigen Gottesmann und eröffnete ihm: “Ich liebe dich und du mich. Du weißt es nur noch nicht. Wir sind füreinander geschaffen.” Danach versuchte sie, seine Hose zu öffnen und flüsterte dabei: “Nur ein Mal!”

Im Gotteshaus selbst kam es wiederholt zu für den Pfarrer äußerst unangenehmen Begegnungen: Mehrfach musste er die Beichtstunde abbrechen, weil ihm die 58-Jährige im Beichtzimmer zu nahe kam. Einmal stürmte sie während einer Anbetung den Hochaltar, ergriff die Monstranz und lief damit ins Freie. Bei der Kommunionausgabe pflegt sich die Frau vor den Pfarrer hinzuknien und nach seinem Messkleid zu fassen. “Das ist eine Eigenart von mir”, rechtfertigte sich die Angeklagte.

Sie zeigte sich geständig, dem Seelsorger Liebesbriefe geschickt und ihn unter anderem mit Rasierwasser, weißen Rosen und Keksen beschenkt zu haben. “Ich liebe ihn in der christlichen Liebe”, betonte sie. Er sei “wie ein Bruder für mich gewesen”. Sie habe ihn in Österreich besucht, “weil der Pfarrer besonders schöne Predigten und besonders schöne Messfeiern hält”. Sein nunmehriger Wirkungsort sei eine “lebendige Pfarre”.

Ebendort wurde die Frau Ende Jänner festgenommen, weil sie ihr die Lebensführung ihres Opfers auf unzumutbare Weise beeinträchtigendes Verhalten partout nicht einstellen wollte, obwohl der Geistliche schon längst eine Einstweilige Verfügung erwirkt hatte, die ihr jedweden Kontakt untersagte. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt bereits eine rechtskräftige Anklage, in der ihr beharrliche Verfolgung zur Last gelegt wurde. Strafdrohung: Immerhin bis zu einem Jahr Haft.

Doch selbst aus der U-Haft heraus suchte die Witwe weiter brieflichen Kontakt zum Pfarrer. Drei Schreiben wurden gerichtlich beschlagnahmt. “Ich habe gedacht, er wird mir hier raushelfen”, rechtfertigte sie sich vor Richterin Lucie Heindl-Koenig.

Die Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith bescheinigte der Angeklagten eine schwere Persönlichkeitsstörung und eine erhebliche Minderung der Impulskontrolle. Schuldausschließungsgründe lägen allerdings keine vor, Zurechnungsfähigkeit sei damit gegeben.

Die Lehrerin, die in Folge ihrer Inhaftierung ihren Job verloren hat, wurde am Ende zu sieben Monaten Haft verurteilt, davon ein Monat unbedingt. Den Rest sah ihr die Richterin unter Setzung einer dreijährigen Probezeit bedingt nach. Damit kann die 58-Jährige noch heute das Gefängnis verlassen und in ihre Heimat zurückkehren.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Schweizerin an ihr Versprechen hält, den Pfarrer nun endlich in Ruhe zu lassen. Ansonsten droht ihr ein neuerlicher Prozess, in dem zusätzlich zur dann zur erwartenden Strafe mit dem Widerruf des diesmal zur Bewährung ausgesetzten Strafteils zu rechnen wäre. Die 58-Jährige hätte dann mit Sicherheit einen monatelangen Gefängnisaufenthalt vor sich.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Stalkerin verfolgte Wiener Pfarrer mit Liebesschwüren
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen