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Staatsoper bei EM der Theater-Fußballmannschaften

Noch bevor die EURO losgeht, findet am Freitag in Lyon die 40. Europameisterschaft der Theater-Fußballmannschaften statt. Mit den Grazer Bühnenkickern und dem Team der Wiener Staatsoper sind heuer auch zwei österreichische Equipen unter den 22 angemeldeten Mannschaften.

Waren die Grazer in den vergangenen Jahren bereits mehrmals EM-Teilnehmer und haben etwa im Vorjahr in Venedig den zehnten Platz erreicht (“Auch diesmal ist unser einziges Ziel, uns möglichst teuer zu verkaufen”, lacht Fließer), misst sich der 1993 gegründete FC Staatsoper erstmals in diesem Rahmen an den Teams der Mailänder Scala, der Pariser Oper oder den beiden Vorjahres-Finalisten des Ravenna Festivals und des Teatro Fenice aus Venedig (Europameister wurde Ravenna). Staatsopern-Teamkapitän Thomas Karall rechnet sich am grünen Rasen “auf jeden Fall größere Chancen” aus als die Profi-Kollegen.

Beim traditionellen “Karfreitagsturnier” (Karfreitag ist an den heimischen Bühnen spielfrei) der österreichischen Theatermannschaften musste das Staatsopern-Team allerdings heuer eine Niederlage hinnehmen – ausgerechnet gegen die Volksoper. Um Gründe für Niederlagen ist Karall, wie jeder gute Fußballer, nie verlegen: “Es war saukomisches Wetter, es hat unsere ganze Abwehr gefehlt, es war unser erstes Spiel” im Turnier, schmunzelt Karall. “Und die Volksoper hat gut gespielt.”

Fußballmannschaften gibt es an fast allen größeren Bühnen Österreichs. Den FC Volkstheater (Vereinsfarben: blau-weiß, während ansonsten die Mehrheit der Mannschaft den Grün-Weißen die Daumen drückt) gibt es seit rund einem Vierteljahrhundert, wobei in den beiden vergangenen Jahren jeweils der zweite Platz im Karfreitagsturnier errungen werden konnte. Obwohl in der Vergangenheit durchaus auch Schauspieler wie Andreas Vitasek, Christoph von Friedl oder Gerold Rudle mitgespielt haben (Gregor Seeberg coacht sogar eine eigene Hobby-Mannschaft), sind wie in allen Theatermannschaften auch hier vorwiegend Bühnentechniker im Spieleinsatz.

“Die Schauspieler haben Angst vor Verletzungen”, sagt Bühnenmeister Philipp Gafler, Manager des FC Volkstheater. Regelmäßige Trainings und Spieltermine sind aber auch so immer schwieriger zu koordinieren, weiß auch der seit einem Jahr pensionierte Maskenbildner Helmut Grandegger, Obmann des Burgtheater-Sportclubs und noch immer Torhüter der Burg-Mannschaft. “Solange ich mich noch bewegen kann, werde ich dem Ball nachlaufen”, lacht der 55-Jährige.

Einst, als die Theater-EM stets in der Schweiz ausgetragen wurde, sei sogar die damals gefürchtete Mannschaft der im Arsenal gelegenen Bühnenwerkstätten Europameister geworden. “Früher haben wir uns alle 14 Tage in Gumpoldskirchen getroffen. Es haben alle mitgespielt: der Bißmeier, der Hackl, der Franz Morak oder der Robert Meyer.” Der heutige Volksopern-Direktor erinnert sich in seinem Buch “Wenn das keine Kunst is…” fast mit Wehmut an jene Zeit: “Es begann 1974/75, also gleich am Beginn meines Engagements am Burgtheater, und dauerte bis zum Beginn der Direktionszeit von Claus Peymann”, schreibt er, “Meistens spielten wir gegen die Technik des eigenen Hauses, manchmal gegen die Staatsoper, die Volksoper oder gegen eine Firmenmannschaft wie Philips. Morak war lange Zeit Torhüter, dann aber auch Feldspieler; ich immer linker Verteidiger.” – “Ich glaube nicht, dass diese Zeit wiederkommen wird”, meint Grandegger, “Heute hat niemand mehr Zeit dafür, heute ist die Arbeit im Theater Fließband-Arbeit.”

Den Theaterfußballern gelingt es dennoch, sich Zeit für ihr Hobby herauszuschlagen. So spielen die Opern-Kicker, denen es “nicht an Ehrgeiz” fehlt und die nicht zuletzt deshalb nach Lyon fahren, weil “wir bald einen neuen Direktor haben, der aus Frankreich kommt” (Karall), jährlich 20 bis 25 Matches. Gegen das Team der Wiener Philharmoniker spielt die Staatsopern-Mannschaft übrigens nicht. Denn erstens “sind die uns zu schwach”, wie Karall unkt. Und überhaupt: “Die sind ja nie da.”

Diese Ansage dürfte unter Sportsfreunden für einen ordentlichen Fehdehandschuh reichen. Denn im 1973 gegründeten Philharmonischen Fußballklub Wien – “Willpower Pride and Honour” lautet der an der Abkürzung der Wiener Philharmoniker orientierte Leitspruch der Fußballmannschaft – orientiert man sich an der internationalen Klasse. Zu den letzten Gegner gehörten Lok Rühmann (4:2 für FK-Wph, vor 10 Zusehern), das West Eastern Divan Orchestra (4:1), die Wiener Symphoniker (8:2) und die Staatskapelle Dresden (0:3). Die Musiker-Kollegen aus Dresden sind auch am 26. Mai der nächste Gegner. Mit Abstand bester Torschütze der philharmonischen Ballesterer ist übrigens Hornist Ronald “Ronaldo” Janezic, der auch zugleich Präsident, Sportdirektor und Trainer ist. 99 Treffer gingen bisher auf sein Konto. Mit seinem Wunsch, dass bei der Aufnahmeprüfung zu den Wiener Philharmonikern auch “Gaberln” als eigene Aufgabe eingeführt werden soll, konnte er sich bisher allerdings noch nicht durchsetzen.

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