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Staatliche Überwachung von Social-Media-Aktivitäten: Österreich geteilter Meinung

Österreich ist geteilter Meinung, was Social-Media-Monitoring angeht.
Österreich ist geteilter Meinung, was Social-Media-Monitoring angeht. ©Pixabay.com (Sujet)
29 Prozent der Österreicher sind für eine staatliche Aufsicht von Aktivitäten auf Sozialen Netzwerken zugunsten der bürgerlichen Sicherheit. Im weltweiten Vergleich sind das deutlich weniger - dort hat das IT-Sicherheitsunternehmen Kaspersky in einer Umfrage 51 Prozent ermittelt. 34 Prozent der Österreicher sind gegen ein staatliches Social-Media-Monitoring und 37 Prozent unentschlossen.

Das IT-Sicherheitsunternehmen ortet eine vermehrte Einführung von Social-Scoring-Systemen (soziale Kreditsysteme), die die Nutzer auf Basis ihres Internetverhaltens automatisch kategorisieren - einschließlich geäußerter Meinungen. Persönliche Informationen, die Internetnutzer öffentlich machen und so mit Dritten teilen, bestimmen bereits heute das Verhalten von Algorithmen und Bewertungen durch Unternehmen, aber in Zeiten von Corona auch zunehmend durch staatliche Stellen, betonte Kaspersky in einer Aussendung und verwies auf Tracking-Apps zur Verfolgung von Infektionsketten.

Social-Rating-Systeme weitgehend unbekannt

Nur 13 Prozent der rund 500 befragten Österreicher gaben an, schon einmal von Social-Rating-Systemen gehört zu haben (weltweit 46 Prozent). Dennoch würden zahlreiche Menschen hierzulande ihre persönlichen und sensiblen Daten, beispielsweise gegen Geld (42 Prozent), einen Job (39 Prozent) oder für bessere finanzielle Konditionen (38 Prozent), teilen. 45 Prozent der Befragten weltweit haben Schwierigkeiten zu verstehen, wie ein Social-Credit-System überhaupt funktioniert.

"In der Vergangenheit konnten Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger in den meisten Ländern nicht mit der Geschwindigkeit Schritt halten, mit der solche Social-Rating-Systeme bereits eingeführt wurden", erklärte Genia Kostka, Professorin für Sinologie an der Freien Universität Berlin in der Aussendung. "Während sie heute zunehmend in den Alltag eingebunden werden, ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken wie Datenschutzverletzungen, Diskriminierung und Vorurteile zu erörtern. Gesellschaften müssen ehrlich und transparent darüber diskutieren, ob und wie sie solche Technologien einsetzen wollen und, was noch wichtiger ist, von wem und zu welchen Zwecken."

Laut den Sicherheitsexperten von Kaspersky sind Social-Scoring-Systeme teilweise anfällig für Manipulationen, etwa um die Bewertung eines Teilnehmers künstlich nach unten oder nach oben zu korrigieren. Hinzu kommen die generellen Gefahren für die Sicherheit von Computersystemen. "Auf der einen Seite verbessern Technologie und Daten die Dienste und erleichtern so das Leben der Anwender", erläuterte Marco Preuss, Leiter des Europäischen Forschungs- und Analyse-Teams (GReAT) bei Kaspersky. "Auf der anderen Seite bleibt unklar, wie weit der Zugriff auf persönliche Daten und der Eingriff in das Leben der Bürger schon voran geschritten ist und wie damit umgegangen wird. Das ist besonders wichtig in Zeiten von Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen, in der sich Menschen zwangsweise auf Online-Dienste verlassen müssen. So notwendig die Kontrolle des öffentlichen Lebens derzeit sein mag, es besteht das Risiko, dass die Menschen morgen die Kontrolle über ihr Leben verlieren."

(APA/Red.)

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