Die Angriffe auf Ziele am Südrand der Halbinsel Jaffna hätten am Nachmittag begonnen und dauerten noch an, sagte Oberst Ajantha Silva der Nachrichtenagentur AP. Die Rebellen hätten ihre Verteidigungslinien an der Front verstärkt, sagte der Luftwaffensprecher weiter.
Die Regierung kündigte unterdessen die Lieferung von 80 Tonnen Hilfsgütern für die Bevölkerung der Halbinsel Jaffna an, die wegen der anhaltenden Kämpfe mit den tamilischen Rebellen vom Hinterland abgeschnitten ist. Lebensmittel und Medikamente würden am Samstag mit Schiffen von der Hauptstadt Colombo nach Jaffna transportiert, teilte Regierungssprecher Keheliya Rambukwella am Freitag mit.
Die rund 550.000 Bewohner der im Norden Sri Lankas gelegenen Halbinsel Jaffna sind nach Angaben von Hilfsorganisationen dringend auf Versorgung von außen angewiesen. Jaffna ist von Gebieten umgeben, die von den tamilischen Rebellen kontrolliert werden.
Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR©hat am Freitag Zugang zu den Kampfgebieten im Norden und Osten Sri Lankas gefordert. In vielen Orten der Jaffna-Halbinsel würden Wasser und Nahrung alarmierend knapp, erklärte die Organisation in Genf. Im östlichen Distrikt Trincomalee bräuchten Tausende von Flüchtlingsfamilien humanitäre Hilfe.
Im von den LTTE-Rebellen kontrollierten Distrikt Kilinochchi haben Artilleriebeschuss und Luftangriffe laut UNHCR 15.000 bis 20.000 Menschen aus ihren Heimatorten vertrieben. Die Beschränkung der Straßentransporte mache ihre Versorgung unsicher. Insgesamt seien seit dem Ausbruch der Kämpfe im April 170.000 Menschen aus ihren Häusern geflüchtet.
Wegen des wiederaufflammenden Bürgerkrieges in Sri Lanka versuchen immer mehr Menschen das Land zu verlassen. Hunderte von Tamilen mit doppelter Staatsbürgerschaft hätten sich an die diplomatischen Vertretungen ihrer Länder gewandt und um Hilfe bei der Flucht gebeten, sagten am Freitag Diplomaten in der Hauptstadt Colombo. Das Auswärtige Amt in Berlin sagte, die Evakuierungsmaßnahmen würden vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) koordiniert.
Mitarbeiter von ausländischen Vertretungen sagten, auf der umkämpften Halbinsel Jaffna im Nordosten Sri Lankas hielten sich deutsche, britische, norwegische und kanadische Tamilen auf. „Sie wollen offenbar alle aus dem Land raus“, sagte ein Diplomat. Auf der Halbinsel gingen am Freitag die Kämpfe zwischen der Regierungsarmee und den tamilischen Rebellen weiter. Ein westlicher Diplomat verglich die Gefechte mit dem Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg. „Sie sitzen einfach da und schießen aufeinander, ohne sich großartig zu bewegen“, sagte er.
Das Militär flog erneut Luftangriffe auf Stellungen der Rebellen. Nahe der südlich der Halbinsel gelegenen Stadt Trincomalee zog die Armee Hilfsorganisationen zufolge Verstärkung zusammen. Auch der Hafen Trincomalees geriet immer wieder unter Artilleriebeschuss, für den die Regierung die Rebellen verantwortlich machte. Einige internationale Organisationen begannen damit, ihre Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen aus der Stadt abzuziehen. In der von dem Tsunami 2004 schwer getroffenen Region sind nach wie vor zahlreiche Helfer eingesetzt, um der Bevölkerung beim Wiederaufbau zu helfen.
Am Vortag hatten die Europäische Union und die USA ein sofortiges Ende der Kämpfe gefordert. In Sri Lanka toben seit Wochen die heftigsten Gefechte seit dem Waffenstillstand von 2002, der damit faktisch aufgehoben ist. Insgesamt starben bei den Kämpfen seit Jahresbeginn fast 1000 Menschen. Eigentlich hatte der Waffenstillstand einen Schlussstrich unter den seit mehr als 20 Jahren dauernden Bürgerkrieg ziehen sollen. Die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) streben eine Selbstbestimmung der tamilischen Minderheit im Norden und Osten der Insel an.