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Sri Lanka: Anhaltende Kämpfe

Die Menschen im Norden und Osten Sri Lankas leiden weiter unter anhaltenden Kämpfen zwischen Regierungstruppen und tamilischen Rebellen. Bei Gefechten wurden acht Aufständische getötet.

Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass seit Juli bereits rund 100.000 Menschen vor der Gewalt geflohen sind.

Kämpfer der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) griffen nach Angaben des Verteidigungsministeriums am Dienstagabend in der Hafenstadt Jaffna Einheiten der Marine an, die nach Waffen- und Munitionsverstecken suchten. Fünf der Angreifer seien in den anschließenden Gefechten ums Leben gekommen. Bei Zusammenstößen im Osten des Inselstaates seien drei Rebellen getötet worden, berichtete ein Militärsprecher. Am Mittwoch normalisierte sich die Situation in der Stadt abgesehen von einer Reihe von Hausdurchsuchungen wieder weitgehend. Soldaten versorgten die Einwohner mit den wichtigsten Nahrungsmitteln, die geltende Ausgangssperre wurde gelockert.

Aus Protest gegen den Luftangriff auf ein Waisenhaus, bei dem am Montag unbestätigten LTTE-Angaben zufolge 61 Schülerinnen getötet wurden, traten die Bewohner der tamilischen Orte im Nordosten Sri Lankas in einen eintägigen Generalstreik. Angaben der Armee, es habe sich um ein Trainingslager der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) gehandelt, wurden von Vertretern des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) nicht bestätigt. Aus Sorge vor möglichen Vergeltungsaktionen der LTTE blieben die Schulen im ganzen Land weiter geschlossen.

Auch die moslemischen Bewohner im Osten Sri Lankas traten am Mittwoch in einen Streik – dieses Mal aus Protest gegen mutmaßliche Angriffe der LTTE auf Moslems. Diese stellen nach den Tamilen die zweitgrößte Minderheit in dem vorwiegend singhalesischen Land. Auch die katholischen Bischöfe Sri Lankas riefen die tamilischen Rebellen auf, die Waffen niederzulegen. „Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden!“, zitierte Bischof Anthony Raymond Peiris von Kurunegala am Dienstag laut Kathpress aus einem Appell an die Befreiungstiger.

Die deutsche Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) drohte dem Land mit einer Kürzung der Hilfsgelder. „Dieser Konflikt wird von beiden Seiten auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, die noch immer unter den Folgen der Tsunami-Katastrophe zu leiden hat“, sagte sie der Tageszeitung „Die Welt“ vom Mittwoch. Wenn der Wunsch der Bevölkerung nach Frieden und der Wille der Gebergemeinschaft derart missachtet würden, „muss man sich fragen, ob eine Reduzierung der Entwicklungszusammenarbeit die Konsequenz sein sollte.“

Die Kämpfe ziehen indes auch den Aufbau der srilankesischen Wirtschaft nachhaltig in Mitleidenschaft. „Wir haben alles auf Eis gelegt“, sagte der Vertreter eines internationalen Konzerns mit Blick auf geplante Investitionen. „Was kann man in dieser unsicheren Lage anderes tun? Es ist besser, wir sitzen es aus.“ Besonders betroffen sind jene Hoteliers und Restaurantbesitzer im Süden des Landes, die nach den Zerstörungen durch den Tsunami im Dezember 2004 immer noch auf den Wirtschaftsaufschwung warten. Im August kommen üblicherweise die meisten Touristen nach Sri Lanka. „Wer will denn schon kommen, wenn Krieg herrscht? Ich würde es auch nicht tun“, sagte ein Gastwirt im Ferienort Unawatuna, der sein Restaurant jüngst für 4.000 Euro renoviert hat.

Die LTTE kämpfen seit 1983 für einen eigenen Staat in dem überwiegend von Tamilen bewohnten Gebiet im Norden und Osten der Insel Ceylon. 2002 vereinbarten Regierung und Rebellen eine Waffenruhe, die aber wiederholt gebrochen wurde. Seit einigen Wochen droht der Bürgerkrieg wieder in vollem Ausmaß zu entflammen. Am stärksten umkämpft ist die Halbinsel Jaffna, die Rebellen zurückerobern wollen. Dieses Zentrum der tamilischen Minderheit befindet sich seit mehr als einem Jahrzehnt in der Hand der Regierungstruppen. Bis 2002 starben in einem zwei Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg mehr als 65.000 Menschen auf Sri Lanka.

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