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Srebrenica: Über 100 Tote in Massengrab

In der Nähe der ostbosnischen Kleinstadt Srebrenica ist am Dienstag ein Massengrab entdeckt worden, das die sterblichen Überreste von mehr als hundert während des Bosnien-Krieges Ermordeten enthalten soll.

In einem ebenfalls in der Gemeinde Bljeceva gelegenen Massengrab waren bereits vorigen Monat über hundert Leichenreste geborgen worden.

Smail Cekic, einziges moslemisches Mitglied der von der Regierung der bosnisch-serbischen Republika Srpska (RS) eingerichteten Kommission zur Untersuchung des Massakers von Srebrenica, erklärte am Mittwoch gegenüber der Tageszeitung „Oslobodenje“, dass ihm Informationen über ein weiteres Massengrab in der in Ostbosnien gelegenen Gemeinde Kazani vorliegen.

Die Kommission war Ende vergangenen Jahres auf Druck der Protektoratsbehörde des Hohen Repräsentanten geschaffen worden und soll bis Mitte Oktober ihren Abschlussbericht vorlegen. Bosnisch-serbische Einheiten hatten im Juli 1995 unter Führung des vom UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagten RS-Oberkommandieren Ratko Mladic mehr als 7000 moslemische Männer und Jugendliche umgebracht.

Zwar hatte die Kommission in einem vorläufigen Abschlussbericht im Juni zwölf bisher unbekannte Standorte von Massengräbern, doch werden wichtige Informationen zur Aufklärung des größten Massakers seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa weiterhin unter Verschluss gehalten.

So warf der Vorsitzende der Kommission für Vermisste Personen der moslemisch-kroatischen Föderation, Amor Masovic, den Verantwortlichen in Banja Luka am Wochenende vor, bewusst falsche Informationen zu streuen. Masovic kündigte an, die Untersuchung an Massengräbern so lange einzustellen, bis die Srebrenica-Kommission ihre Informanten offen legte.

Auch Cekic forderte die Regierung der Repbulika Srpska auf, die Standorte weiterer Massengräber zu nennen. Seit Ende des Bosnien-Krieges 1995 sind die sterblichen Überreste von rund 17.000 Toten aus etwa 300 Massengräbern geborgen worden. 12.000 davon konnten bisher identifiziert werden. Mehr als 20.000 der während des dreieinhalbjährigen Krieges 200.000 Getöteten werden weiter vermisst.

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