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Späte Reue eines Serienräubers

42-Jähriger gestand Verbrechen aus dem Jahr 1989 und legte nach Festnahme noch „ein Schäuferl“ nach.

Für zwei 17 Jahre zurück liegende Überfälle auf zwei „Hofer“-Filialen und einen weiteren bewaffneten Raubüberfall auf dieselbe Supermarkt-Kette aus dem Jahr 1991 ist heute, Dienstag, ein 42 Jahre alter Wiener im Straflandesgericht rechtskräftig zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ohne sein Zutun wären die Verbrechen vermutlich ungeklärt geblieben, was ihm das Schwurgericht (Vorsitz: Fritz Zöllner) dann auch als wesentlichsten Milderungsgrund anrechnete.

Im Vorjahr ging bei der Polizei ein vertraulicher Hinweis ein, wonach der 42-Jährige etwas mit einem Überfall auf eine „Hofer“-Filiale in der Landstraßer Hauptstraße vom 10. Juli 1989 zu tun habe. Ein Unbekannter hatte damals kurz vor Ladenschluss Waren auf das Förderband gelegt und eine Gaspistole gezückt, als die Kassierin diese abrechnen wollte: „Geld her!“ Mit umgerechnet 12.200 Euro war dem Täter die Flucht gelungen.

Zwei Polizisten suchten den Verdächtigen auf, um ihn routinemäßig zu dem eingegangenen Hinweis zu befragen. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen gab der Mann den Raub sofort zu und überreichte den Beamten sogar noch die Tatwaffe, bevor er sich beinahe bereitwillig festnehmen ließ.

Staatsanwalt Franz Ruzicka bastelte bereits an der Anklageschrift, als der 42-Jährige um ein Gespräch mit dem U-Richter bat. Diesem beichtete er zwei weitere Überfälle auf Zweigstellen des Diskonters. Am 15. September 1989 hatte er in Simmering rund 16.600 Euro erbeutet, am 15. Jänner 1991 in Favoriten beachtliche 45.130 Euro.

Der Versuch, sich am 22. April 1999 zur Abwechslung in einer Drogerie Geld zu beschaffen, scheiterte allerdings. Der Mann dürfte das als „Schuss vor den Bug“ verstanden haben, seither wurde er nicht mehr straffällig.

Das Motiv für die Raubzüge war die Spielsucht, die dem gelernten Einzelhandelskaufmann zu schaffen machte. Bis zu 3.000 Euro verjubelte er pro Abend, was er unter anderem mit Darlehen bei so genannten Kredithaien finanzierte. Als diese ihr Geld samt Zinsen zurückforderten, sah er in einer kriminellen Karriere den letzten Ausweg. Außerdem konnte er das Spielen nicht lassen. „Ich hab’ diese Leidenschaft einfach nicht mehr beherrschen können“, erläuterte er den Geschworenen.

Die überfallenen Kassierinnen konnten sich im Zeugenstand großteils noch gut an den „Räuber aus dem Jahre Schnee“ erinnern:
Gleich mehrere von ihnen schwärmten von dem Mann, der sie damals ausgeraubt hatte. „Er war ein fescher Kerl“, tönte eine, während eine andere diesen als „sehr schön“ bezeichnete.

„Ich will einen Schlussstrich ziehen. Wenn ich aus dem Gefängnis komme, möchte ich ein neues Leben anfangen“, sagte der nunmehr angejahrte, aber noch immer attraktive Räuber vor der Urteilsverkündung. Mit der Strafe war er einverstanden.

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