SPÖ will Schulstartgutscheine auch für Arbeitslose

Die SPÖ will die derzeit auf Mindestsicherungs- und Sozialhilfeempfänger beschränkten Schulstartgutscheine ausweiten. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte verbessert und auch an Volks- und Sonderschulen die Möglichkeit zum Quereinstieg in den Lehrberuf geschaffen werden, so Bildungssprecherin Petra Tanzler bei einer Pressekonferenz am Freitag.
SPÖ für Gutscheine für Arbeitslose
"Die Schule ist nur auf dem Papier kostenlos", meinte Tanzler. Die zuletzt ausgeweitete Aktion "Schulstartklar", durch die Bezieherinnen und Bezieher von Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe zum Schulstart (bzw. künftig auch im Februar) Gutscheine in Höhe von 150 Euro (bisher: 120 Euro) erhalten, geht ihr zu wenig weit. Auch etwa Arbeitslose, Geringverdiener und Alleinerziehende sollen die Gutscheine bekommen. Außerdem sollen klassenführende Lehrkräfte mit einem Budget für die Anschaffung von Schulmaterialien ausgestattet werden und Schulen kostenlose Nachhilfe und Förderstunden anbieten.
In Niederösterreich kann heuer erneut ein einkommensunabhängiges Schulstartgeld von 100 Euro pro Kind beantragt werden. Auch dazu erging am Freitag eine Forderung aus der SPÖ. Der Landesparteivorsitzende Sven Hergovich verlangte per Aussendung eine Aufstockung auf 150 Euro. Weiters müsse die Förderung "künftig automatisch ausgezahlt und indexiert werden", betonte der Landesrat.
"Das müsste man sich an anderem Arbeitsplatz einmal vorstellen"
Zur Bekämpfung des Lehrermangels setzt die SPÖ auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen. Derzeit hätten Lehrkräfte etwa weder einen eigenen Laptop noch ein Diensthandy. "Das müsste man sich an einem anderen Arbeitsplatz einmal vorstellen", so Tanzler. Darüber hinaus brauche es Unterstützungspersonal wie etwa Sozialarbeiterinnen oder Psychologen.
Die Möglichkeiten zum Quereinstieg für Lehrkräfte begrüßt die SPÖ. Allerdings dürften Volks- und Sonderschulen nicht weiter ausgeklammert werden. So könnten etwa Kindergarten- oder Sozialpädagoginnen durchaus in den beiden Schulformen unterrichten und umgekehrt auch Volksschul-Lehrkräfte im Kindergarten zum Einsatz kommen.
Polaschek: "Die Noten sind ein bewährtes Instrument zur Beurteilung und Messung von Leistung"
Langfristig schwebt der SPÖ nach wie vor eine verschränkte, ganztägige und gemeinsame Schule für alle Sechs- bis 14-Jährigen vor. In dieser sollte es dann auch über die gesamte Zeit hinweg keine Noten geben, ergänzte Tanzler im Interview mit Puls 24. "Denn im Arbeitsbereich bekommen sie auch keine Noten für ihre Arbeit, sondern eine Bewertung der Kompetenzen und Stärken und genau da wollen wir hin." Von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) kam postwendend Kritik an dieser Forderung. "Die Noten sind ein bewährtes Instrument zur Beurteilung und Messung von Leistung, um die es nicht nur im alltäglichen Leben und in der Wirtschaft, sondern auch in unseren Schulen gehen muss und soll." In der Volksschule, wo Ziffernnoten derzeit ab dem zweiten Semester der 2. Klasse Pflicht sind, werde auch auf eine schriftliche Erläuterung der Ziffernnoten gesetzt, um Aspekte wie individuelle Lernfortschritte oder die Nutzung von Förderangeboten festzuhalten. Außerdem gebe es auch bei der Ziffernbeurteilung ein verpflichtendes Kind-Eltern-Lehrer-Gespräch.
Die SPÖ-nahen Kinderfreunde haben unterdessen per Aussendung mehr Geld für das Schulsystem gefordert. Die durch jahrelange Unterfinanzierung verursachte Frustration und Überlastung bei vielen Pädagoginnen und Pädagogen müsse endlich beendet werden. Außerdem pochen die Interessensvertreter weiter darauf, allen Kindern mit Bedarf sonderpädagogische Förderung zu ermöglichen und im Zuge der laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich die "veraltete Deckelung" von 2,7 Prozent der Pflichtschüler "endlich" abzuschaffen.
(APA/Red)