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Spielsüchtiger bekam von Bank 556.000 Euro

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Prozess: Kundenbetreuer richtete seinem besten Kunden 36 Konten mit großzügigem Überziehungsrahmen ein - Spieler „bediente“ sich und verspielte alles - Haftstrafen für beide.

Der Traum eines jeden Spielers wurde für Nebojsa M. (38) wahr: Er hatte scheinbar grenzenlos Bargeld zur Verfügung, das er im Kasino in der Wiener Kärntner Straße bedenkenlos einsetzen konnte. Um den Nachschub musste er sich keine Sorgen machen: Der Mann rief einfach „seinen“ Bankangestellten an, und der Geldhahn öffnete sich sofort wieder. Als die Sache endlich aufflog, waren 556.000 Euro „futsch“. Der Banker und sein „bester Kunde“ wurden am Dienstag im Straflandesgericht zur Verantwortung gezogen.

„Er ist ein böser Mensch”

Ein Schöffensenat verurteilte den 45-jährigen Bankangestellten wegen Untreue zu zwei Jahren Haft, davon sechs Monate unbedingt. Nebojsa M., bereits mehrfach wegen Betruges vorbestraft, erhielt drei Jahre unbedingt. „Er ist ein böser Mensch, dem es völlig egal ist, andere Menschen ins Unglück zu stürzen“, hatte ihn Staatsanwalt Hans-Christian Leiningen-Westerburg zuvor abgekanzelt. Die Urteile sind rechtskräftig.

Der Spieler lernte seinen späteren Geldgeber in der Filiale einer großen Bank in Wien-Ottakring kennen, wo jener als Kundenbetreuer tätig war. Nebojsa M. richtete zunächst ein Gehaltskonto ein, schloss zwei kleine Lebensversicherungen für seine beiden Kinder ab und suchte um ein Darlehen an.

Geld fürs Begräbnis

Der Angestellte lehnte ab, der Mann schien ihm nicht kreditwürdig. Als sein Vater starb, wurde der Kunde neuerlich vorstellig: Er brauche dringend Geld für das Begräbnis.

Was in weiterer Folge geschah, bezeichnete Richter Friedrich Zeilinger wörtlich als „nicht normal und für niemanden nachvollziehbar“: Der Kundenbetreuer, den seine Filialleiterin als „außerordentlich korrekten Mitarbeiter und Mann meines Vertrauens“ beschrieb, richtete dem Mann nunmehr zwischen Oktober 2004 und Februar 2005 ohne jegliche Sicherheiten nicht weniger als 36 Konten mit einem Überziehungsrahmen von jeweils 17.000 Euro ein. Im Dezember eröffnete er ihm fast täglich neue Konten.

“Jackpot” für den Speilsüchtigen

Nebojsa M. fühlte sich wie im siebenten Himmel. Er bediente sich großzügig, überzog die Konten in der Hoffnung, beim Blackjack oder Royal zu gewinnen und die Beträge irgendwann zurückzahlen zu können.

Weshalb ihm der Bankangestellte so großzügig kam, war ihm zwar nicht verständlich. Näher hinterfragen wollte er das aber gar nicht. „Es war keine große Diskussion. Ich bin leider Gottes ein sehr krankhafter Mensch. Am Schluss hat er gesagt, es geht nicht mehr, wir müssen schauen, dass Geld zurückkommt“, erklärte er dem Gericht.

Da der Spielsüchtige dazu nicht im Stande war, bot er dem Bankangestellten an, gratis die Peep-Show in Anspruch zu nehmen, in der er als Geschäftsführer tätig war. Der Banker – verheiratet, Vater von vier Kindern und gläubiger Katholik – lehnte kategorisch ab, da er das mit seinen Moralvorstellungen nicht in Einklang bringen konnte.

Innenrevision brachten alles ans Licht

Die Malversationen fielen erst bei einer Innenrevision auf, der Kundenbetreuer wurde fristlos entlassen. Über sein Motiv konnte oder wollte er dem Gericht nur unzureichend Auskunft geben: „Ich kann es mir nicht erklären.“

Das Ganze habe ihn sehr belastet: „Ich hab’ alles in mich hineingefressen. Meine Blutwerte waren enorm. Ich hab’ ihm ja gesagt, dass ich nicht mehr kann. Zehn Minuten später ist der Mann wieder mit dem Geld rausgegangen.“

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