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Spekulationen über Bin Laden

Die Spekulationen um das Schicksal des mutmaßlichen Terrordrahtziehers Osama bin Laden haben durch die El-Kaida-Organisation neuen Auftrieb erhalten.

Die in London erscheinende arabische Zeitung „El Hajat“ veröffentlichte eine Botschaft der Terrororganisation, wonach sich Bin Laden an einem sicheren Ort befinde und von Anhängern umgeben ist. Er sei „gesund und bereitet die nächsten Etappen seines Kampfes vor“, hieß in dem Blatt.

„Brief von El Kaida an die Moslems und das heldenhafte Volk der Palästinenser“ lautet der Titel der mit 26. März datierten Erklärung. Sie enthält zudem Angaben zu angeblich in Afghanistan getöteten westlichen Soldaten: So hätten die Taliban bei den Kämpfen im Osten Afghanistans 18 Amerikaner gefangen genommen und getötet. In Mazar-i-Sharif seien 15 US-Soldaten getötet worden. Insgesamt seien zudem fast tausend afghanische und Soldaten anderer Nationalitäten bei den Kämpfen ums Leben gekommen.

Nach dem Raketenangriff auf einen Stützpunkt der internationalen Schutztruppe in Afghanistan nahmen die Behörden fünf Verdächtige fest. Die Männer seien Bewohner des Viertels im Osten der Hauptstadt Kabul, aus dem am Sonntag zwei Raketen abgefeuert worden waren, erklärte der Sicherheitschef im Inneministerium, Mohammad Jurat.

Ein britischer Soldat der Schutztruppe erlag seinen schweren Verletzungen. Er war am Dienstag während eines Patrouillengangs irrtümlich beschossen worden. Der junge Mann sei trotz Behandlung in einer französischen Militärklinik und dem Flug nach Oman gestorben, teilte ein Sprecher der Schutztruppe mit. Der Brite sei in einem als gefährlich geltenden Viertel im Westen der Stadt unterwegs gewesen, als versehentlich ein Schuss auf ihn abgegeben worden sei.

Bei einer Minenexplosion in der Nähe des US-Stützpunkts bei Kandahar wurde ein afghanischer Soldat getötet, fünf Soldaten wurden nach Angaben eines Sprechers der amerikanischen Streitkräfte verletzt. Die Gruppe war am Dienstag nur eineinhalb Kilometer von dem Stützpunkt unterwegs, als ihr Wagen auf die Mine fuhr. Der Sprengsatz sei offenbar erst kürzlich gelegt worden, sagte Militärsprecher Bryan Hilferty.

Die Spannungen zwischen rivalisierenden Gruppen in der Provinz Nimros an der iranischen Grenze nahmen unterdessen weiter zu. Gouverneur Abdul Karim Brohi entsandte 500 Mann in die Region um Guldana. Seine Gegner hätten mittlerweile die Stadt und die umliegenden Gebiete unter Kontrolle.

Die US-Justiz klagte vier Menschen wegen Unterstützung der Extremistengruppe des ägyptischen Fundamentalistenführers Scheich Omar Abdel Rahman an. Bei den vier Beschuldigten handelt es sich nach Angaben von Justizminister John Ashcroft um die Anwältin des seit 1996 inhaftierten blinden Scheichs, Lynne Stewart, und ihren Übersetzer sowie um einen Islamistenführer aus New York und einen britischen Häftling.

Die Angeklagten hätten „wiederholt und vorsätzlich“ Abdel Rahmans strenge Haftbedingungen umgangen. Die US-Behörden hatten dem Scheich jede Form der Kommunikation mit der Außenwelt verboten. Er habe dennoch über seine Anwältin und den Übersetzer Botschaften an die beiden anderen Angeklagten und weitere Extremisten übermittelt. Das US-Justizministerium hatte im Oktober die Überwachung von Gefängnisinsassen und ihren Anwälten erlaubt, wenn die Mandanten des „Terrorismus“ verdächtigt werden. Abdel Rahman gilt als Drahtzieher des ersten Anschlags auf das World Trade Center 1993.

In Kabul mahnte der afghanische Regierungschef Hamid Karsai die internationale Gemeinschaft erneut zu rascher finanzieller Hilfe für sein Land. Bisher hätten sich die Gespräche „nicht in größeren Projekten“ niedergeschlagen, beklagte er. Bei der internationalen Geberkonferenz von Tokio waren Afghanistan 4,5 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro) binnen fünf Jahren zugesagt worden.

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