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Spannende Wahl in Italien

Nach einem erbitterten Wahlkampf entscheiden die Italiener seit Sonntag, ob Ministerpräsident Silvio Berlusconi weiter regiert oder von seinem Herausforderer Romano Prodi abgelöst wird. 

Experten rechnen mit einem knappen Ausgang der Parlamentswahlen und schliessen eine „gespaltene Mehrheit“ zwischen Abgeordnetenhaus und Senat nicht aus. Erste Prognosen zum Ausgang der Wahl soll es unmittelbar nach Schliessung der Abstimmungslokale am Montag um 15.00 Uhr geben. Rege Wahlbeteiligung

Nach ruhigem Wahlauftakt gingen bis Sonntagmittag gut 17 Prozent der 47 Millionen Wahlberechtigten an die Urnen. Vor fünf Jahren waren es zur gleichen Zeit 21,5 Prozent. Doch die Zahlen sind nicht vergleichbar, da dieses Mal an zwei Tagen gewählt wird.

Damit wollen die Behörden eine Wiederholung des Wahlchaos von 2001 verhindern. Bei der letzten Parlamentswahl im Mai 2001 war es wegen des Wählerandrangs am späten Abend in den Wahllokalen zu chaotischen Zuständen gekommen. Das Innenministerium rief dazu auf, nicht erst in letzter Minute abzustimmen. Siegt erneut die Opposition?

Bereits 1996 waren das Mitte-Rechts-Lager Berlusconis und das Mittel-Links-Bündnis Prodis gegeneinander angetreten. Damals siegte Prodi und brachte erstmals in der italienischen Demokratie die Linke an die Macht.

2001 dagegen errang das Berlusconi-Lager 49,5©Prozent der Stimmen und eroberte im Parlament gut 100 Sitze mehr als die Opposition. Berlusconi hofft auf hohe Wahlbeteiligung

Regierungschef Berlusconi wählte mit seiner Familie in einem Mailänder Wahllokal. Er stützte seine Mutter und erklärte ihr, wie sie den Stimmzettel ausfüllen soll. „Du machst ein Kreuz bei Forza Italia“, sagte der 69-jährige Politiker guter Laune.

„Wählt, wählt, wählt!“, forderte die Zeitung „Il Giornale“ von Berlusconis Bruder Paolo auf der Titelseite ihrer Sonntagsausgabe die Italiener auf. Berlusconi hatte im Vorfeld verkündet, er sei vom Wahlsieg der von ihm geführten rechtsgerichteten Allianz überzeugt, falls die Beteiligung über 80 Prozent läge. Kopf-an-Kopf-Rennen

Zwar sahen letzte veröffentlichte Umfragen vor zwei Wochen das Prodi-Lager vorn. Aber angesichts von vier Millionen unentschiedener Wähler wollten Beobachter ein Kopf-an-Kopf-Rennen nicht ausschliessen. Der Abstimmung war ein harter Wahlkampf vorausgegangen, der auch von gegenseitigen Beleidigungen geprägt war.

„In Italien sind die Wahlen ein wunderbarer Moment der Demokratie“, sagte Herausforderer Prodi, nachdem er am frühen Nachmittag bei strahlendem Wetter gemeinsam mit seiner Frau Flavia ein Wahllokal in seiner Heimatstadt Bologna aufgesucht hatte. Zugleich äusserte er die Hoffnung, dass „die Wahl regelgerecht ablaufen“ werde.

Auslanditaliener erstmals wahlberechtigt

Insgesamt geht es um 630 Sitze in der Abgeordnetenkammer und 315 Sitze im Senat. Erstmals können auch die 2,6 Millionen im Ausland lebenden Italiener wählen, ohne dass sie in ihre Heimat reisen müssen. Sie entscheiden über zwölf Abgeordnete und sechs Senatoren.

Auch die Teilnahme der Auslandsitaliener erwies sich höher als erwartet. 42 Prozent dieser Wahlberechtigten gaben nach Angaben des Innenministeriums ihre Stimme ab. In der Schweiz war es mit 46 Prozent fast jeder zweite Italiener.

Nach der jüngsten Wahlrechtsänderung, die Berlusconi Ende des Jahres gegen den Protest der Opposition durchsetzte, wird das Parlament erstmals nach über zehn Jahren wieder nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Dadurch wird der Einfluss kleiner Parteien erhöht.

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