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Spaniens meistgesuchter Verbrecher führte Doppelleben

Mehr als 14 Jahre lang hat er die Polizei an der Nase herumgeführt, jetzt ist Spaniens meistgesuchter Verbrecher gefasst: Jaime J., besser bekannt als "El Solitario" (Der Einzelgänger).

“El Solitario” ging den Fahndern an der portugiesischen Atlantikküste ins Netz. Bei dem 51 Jahre alten mutmaßlichen Bankräuber handele es sich um einen eher biederen Familienvater, der in seinem Eigenheim in einer gehobenen Mittelklasse-Siedlung außerhalb Madrids ein Doppelleben führte, teilte Spaniens Polizeichef Joan Mesquida am Dienstag mit. Der entscheidende Hinweis zu seiner Festnahme sei nach einem Fahndungsaufruf der Polizei aus der Bevölkerung gekommen.

„El Solitario“ wird für 36 Banküberfälle verantwortlich gemacht, bei denen er in ganz Spanien rund 700.000 Euro erbeutet haben soll. Erstmals hatte er im Mai 1993 nahe Valencia zugeschlagen. Auf sein Konto soll auch der Mord an drei Polizisten gehen. Zwei der Beamten hatten ihn vor drei Jahren nach einem Überfall bei einer Verkehrskontrolle angehalten: Er zückte eine Maschinenpistole und feuerte 23 Schüsse auf sie ab. Jaime J. wurde am Montag gestellt, als er im Begriff war, eine Bank in Figueira da Foz südlich von Porto zu überfallen. „El wollte seine Waffe ziehen, konnte aber überwältigt werden“, sagte Polizeichef Mesquida.

Bis zu diesem Zeitpunkt war „El Solitario“ für die Ermittler geradezu ein Phantom, denn von ihm existierten nur ein paar Aufnahmen von Sicherheitskameras. Einige der Vermutungen der Polizei bestätigten sich indes: Um unerkannt zu bleiben, benutzte er eine Perücke und einen falschen Vollbart, unter der Kleidung trug er eine schusssichere Weste aus Spezialkeramik, mit der er die Metalldetektoren überlisten konnte. „An seinen Fingerkuppen hatte er immer Klebeband, deshalb hinterließ er keine Spuren“, verrieten die Fahnder.

Seinen Spitznamen erhielt der 51-Jährige, weil er seine Verbrechen immer alleine ausführte. Dabei ging er stets so minutiös vor, dass die Polizei davon ausging, dass es sich um einen ehemaligen Kollegen oder einen Ex-Militär handelte. Nun stellte sich heraus, dass er seinerzeit wegen psychischer Störungen nicht einmal zum Wehrdienst eingezogen wurde. Er leide an paranoiden Wahnvorstellungen, hieß es damals. Sein Hang zur Perfektion wird ihm nun aber zum Verhängnis: In einer Lagerhalle entdeckte die Polizei nicht nur sein Waffenarsenal, sondern auch detailgenaue Aufzeichnungen seiner Verbrechen.

Die Ermittlungen ergaben zudem, dass Jaime J. seit rund 15 Jahren mit seinen beiden Söhnen und seiner Mutter in einem Reihenhaus des Madrider Vororts Las Rozas lebte. Seine britische Ehefrau hatte ihn vor zwei Jahren verlassen. Den Nachbarn erzählte „El Solitario“, er arbeite als Installateur von Klimaanlagen. Besonders beliebt war er nicht, wie es heißt. „Er war sehr aggressiv und hatte mit einigen von uns schon Streit“, erzählte ein Anrainer.

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