Spanien: Polizei ließ Bombenleger laufen
Drei Monate vorher war der mutmaßliche Anführer der Bombenleger von der Polizei angehalten, trotz verdächtigen Verhaltens aber nicht festgenommen worden. Im Prozess um das Massaker mit 191 Toten sagten am Montag zwei Beamte aus, sie hätten den Marokkaner Jamal Ahmidan im Dezember 2003 auf einem Autobahnparkplatz nördlich von Madrid nach seinen Personalien gefragt, nachdem er mit seinem Wagen wegen einer Panne liegen geblieben sei.
Der 33-Jährige habe sehr nervös gewirkt. In seinem Auto seien mehrere Messer, eine Keule sowie ein Koffer mit offenkundig aus einem Warenhaus gestohlenen Hemden entdeckt worden. Außerdem habe er eine anscheinend gefälschte Versicherungskarte vorgezeigt. Ahmidan habe sie sogar als Rassisten beschimpft und gedroht, sie würden die Durchsuchung des Fahrzeugs noch bereuen, erklärten die beiden Polizisten.
Dennoch sahen sie sich nicht veranlasst, ihn festzunehmen. Die Indizien seien nicht ausreichend gewesen, und außerdem sei es schon spät in der Nacht gewesen. Stattdessen stellten die Beamten eine Geldbuße wegen verbotenen Waffenbesitzes aus und ließen den Marokkaner ziehen. Am Tag darauf sei er zurückgekehrt, um den Wagen abschleppen zu lassen.
Die Anklage vermutet, dass Ahmidan aus Nordspanien kam und dort den Kauf des Sprengstoffes vereinbart hatte, der später bei den Anschlägen eingesetzt wurde. Der 33-Jährige gilt als Anführer der Terrorzelle, die am 11. März 2004 zehn Bomben in vier Pendlerzügen im Raum Madrid zündete. 191 Menschen starben, mehr als 1800 wurden verletzt. Zusammen mit sechs weiteren Extremisten hatte er sich drei Wochen nach dem Massaker während einer Polizeirazzia selbst in die Luft gesprengt.
