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Spanien: Islamisten drohen mit neuen Anschlägen

In einem Fax an die spanische Tageszeitung „ABC" ist im Namen des Terrornetzwerks El Kaida mit neuen Anschlägen gedroht worden.

Falls Spanien die USA weiter unterstütze und seine Truppen aus dem Irak und Afghanistan nicht abziehe, werde das Land „in ein Inferno” verwandelt, hieß es laut einem am Montag veröffentlichten Bericht der Zeitung „ABC” in der handschriftlichen Erklärung. Das Blatt hatte das Schreiben am Samstag erhalten. Geheimdienstexperten stuften die Erklärung laut „ABC” als „ziemlich glaubwürdig” ein.

In dem Schreiben nehmen die Autoren ausdrücklich das vierwöchige Ultimatum für den spanischen Truppenabzug aus dem Irak wieder zurück, das zuvor in einem Drohbrief an die spanische Botschaft in Kairo enthalten war. „Mit der Entsendung neuer Truppen in den Irak und seiner Ankündigung, weitere Truppen nach Afghanistan zu schicken, hat der spanische Staat seine Angriffe gegen die Moslems fortgesetzt”, heißt es darin. Der frühere „Waffenstillstand mit Wirkung 4. April” sei aufgekündigt. Ferner fordern die Autoren den sofortigen Stopp der spanischen Unterstützung für „die Feinde der moslemischen Gemeinschaft, die USA und ihre Verbündeten”.

Sollten die Forderungen unerfüllt bleiben, werde die Gruppe der spanischen Regierung „den Krieg erklären und Ihr Land in eine Hölle verwandeln, in dem das Blut in Strömen fließt”, heißt es in dem Schreiben weiter. Der Brief bezieht sich auf die Entscheidung Spaniens, mit dem Routineaustausch seiner Truppen im Irak wie geplant fortzufahren, ungeachtet der Ankündigung des designierten Ministerpräsidenten José Luis Rodróguez Zapatero, die Truppen zurückzuholen, sollten sie bis Auslaufen ihres Mandats am 30. Juni nicht der UNO unterstellt werden.

Unter den am Wochenende bei der Explosion in einer Wohnung Getöteten ist auch der Marokkaner Jamal Ahmidan, genannt „der Chinese” oder „Mogli”, gewesen, bestätigte Innenminister Angel Acebes am Montag spanische Medienberichte. Gegen ihn hatte Ermittlungsrichter Juan del Olmo bereits am vergangenen Mittwoch internationalen Haftbefehl erlassen. Ahmidan soll das Team angeführt haben, das am 11. März insgesamt 13 mit Sprengsätzen versehene Rucksäcke in vier Pendlerzügen platzierte. Zuvor hatten die Ermittler bereits den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Serhane Ben Abdelmajid Farkhet (Fakhet) alias „der Tunesier”, als einen der fünf mutmaßlichen Attentäter identifiziert, die sich durch Selbstmord ihrer Festnahme entzogen hatten. Dabei war auch ein Polizist getötet worden.

Nach den neuen Drohungen sind die Sicherheitsmaßnahmen in Spanien weiter verschärft worden. Erstmals wird die Madrider U-Bahn nun von der Polizei bewacht, teilte Bürgermeister Alberto Ruiz Gallardon am Montag mit. Sonst waren allein private Wachleute dafür zuständig. Zudem sei es bis auf weiteres nicht mehr möglich, an der Station Nuevos Ministerios das Gepäck für Flüge ab dem Madrider Flughafen aufzugeben. Die Maßnahmen seien bereits vor Bekanntwerden des Schreibens eingeleitet worden, hieß es.

Der Geheimdienst hat unterdessen Parallelen zwischen dem bei der Zeitung „ABC” eingegangenen Drohbrief und dem Video festgestellt, in dem El Kaida sich zu den Anschlägen des 11. März bekannt hatte. Beide Botschaften seien möglicherweise von demselben Autor verfasst worden, hieß es. Unterzeichnet war das Schreiben von einem Sprecher der Gruppe, die sich bereits zu den Anschlägen von Madrid bekannt hatte. Der Verfasser setzte der Regierung ein Ultimatum bis Sonntag, 4. April. Wenn die Forderungen nach einem Truppenabzug nicht erfüllt würden, „werden wir euch den Krieg erklären”. Weiter hieß es: „Wir werden euer Land in ein Inferno verwandeln, und euer Blut wird in Strömen fließen.”

Der Verfasser des Drohbriefes ging auch auf die Anschläge am 11. März in Madrid und dem Bombenfund an der Zugstrecke von Madrid nach Sevilla ein. Mit diesen Taten habe die Gruppe Stärke bewiesen. Signiert war die arabischsprachige Erklärung in der Übersetzung der „ABC”-Printausgabe mit Abu Dujana Al Afgani (spanische Transkription des Namens Abou Doukhan al Afghani). Dieselbe Person hatte sich Mitte März in einer Videobotschaft im Namen der Gruppe Ansar al Islam und des Terrornetzwerks El Kaida zu den Anschlägen von Madrid bekannt. Das Band war zwei Tage nach den Anschlägen aufgetaucht.

Laut „ABC” traf das Fax am Samstag gegen 18.05 Uhr (MESZ) in der Redaktion ein. Zu dem Zeitpunkt war bereits der Großeinsatz der Polizei gegen mutmaßliche Attentäter vom 11. März im spanischen Vorort Leganes angelaufen, in dessen Verlauf sich fünf der Verdächtigen in die Luft sprengten und ein Beamter getötet wurde.

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