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SPÖ-Krise: Bures wird Bundesgeschäftsführerin

Die SPÖ-Krise hat die ersten Personalopfer gefordert. Die Bundesgeschäftsführer Josef Kalina und Reinhard Winterauer werden ersetzt.

Ihnen folgt Doris Bures, die schon bis zu ihrer Ernennung als Frauenministerin rund sechs Jahre die Partei gemanagt hatte. Eine Nachfolgerin für sie als Ressortchefin steht noch nicht fest. Kanzler Alfred Gusenbauer (S) erklärte dazu, er habe das 100-prozentige Pouvoir des Präsidiums, die neue Frauenministerin auszuwählen.

Jetzt wird sie wohl versuchen, wieder Ruhe in die Partei zu bringen und gleichzeitig Gusenbauers Vertraute in der Parteizentrale bleiben.

Schon bisher war Bures’ Karriere eng mit dem Namen des bisherigen Parteichefs verbunden. Von der parlamentarischen Hinterbank rückte sie mit Gusenbauers Kür zum SPÖ-Chef in die rote Zentrale vor und erarbeitete sich den Ruf einer machthungrigen und nicht immer umgänglichen, dafür umso fleißigeren Partei-Managerin. Im Frauenministerium schlug sie sich beachtlich, sind sogar parteiinterne Gegner ziemlich einig.

Bures ist eine klassische SPÖ-Funktionärin. Aus kleinen Verhältnissen stammend, diente sich die Zahnarzthelferin über die Parteijugend, die Liesinger Bezirksvertretung und letztlich die Mietervereinigung, deren Vorsitzende sie war, nach oben. Mit gerade einmal 28 Jahren hatte Bures schon einen Sitz im Nationalrat, außergewöhnlich gerade in der SPÖ. Zehn Jahre sammelte die Wohnrechts-Experten dort politische Erfahrung in einer großen Koalition.

Als Viktor Klima und die Seinen nach der 99er-Wahl in den Regierungsverhandlungen mit der ÖVP untergegangen waren, schlug Bures’ große Stunde. Gerade ihr Jugendfreund Gusenbauer erklomm die Parteispitze, und was lag da näher als Bures mitzunehmen. Schließlich wurde ein hoher Parteifunktionär im “profil” einst mit den Worten zitiert: “Sie sind die beiden Hälften eines Gehirns.”

Bures erarbeitete sich in der Parteizentrale schnell ihren Ruf. Einerseits galt sie als gnadenlos fleißig, andererseits oft auch als schroff. Dass sie sich mit ihrer Co-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl nicht besonders gut vertragen hat, war in der Löwelstraße ein offenes Geheimnis. Mit deren Nachfolger, dem umgänglichen Norbert Darabos, ging es da schon deutlich besser.

Kämpfen musste die am 3. August 1962 in Wien geborene Bures schon früh. Sie war eines von sechs Kindern einer allein erziehenden Mutter. Bures machte den Pflichtschulabschluss und wurde dann Zahnarztassistentin. Die Karriere begann in der Anti-AKW-Bewegung, von wo es sie in die Partei führte. Privat ist Bures mit dem früheren Rathaus-Pressesprecher Wolfgang Jansky liiert. Die beiden haben eine erwachsene Tochter. Als ihr einziges Hobby neben der Arbeit ist Jogging bekannt, auch das Laufen verbindet sie mit Mentor Gusenbauer, dem sie nun wieder die Partei(führung) retten soll.

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