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SP: Kondome für Aids-Risikogruppen zulässig

Die spanische katholische Kirche findet offenbar keinen Weg aus dem moralischen Dilemma, in das sie die Frage des Kampfes gegen die Immunschwächekrankheit Aids gebracht hat.

Nachdem die spanische Bischofskonferenz (Cope) die Benützung von Kondomen zunächst als zulässiges Mittel zur Aids-Verhütung bezeichnet und wenige Stunden später wieder als „unmoralisch“ verdammt hatte, sollen Präservative nun doch als „letztes Mittel und für bestimmte Risikogruppen“ erlaubt sein.

Cope-Sprecher Antonio Martinez Camino betonte am Donnerstagabend gegenüber dem kircheneigenen Madrider Radiosender „Cope“, die spanischen Bischöfe hielten weiterhin an ihrer Position fest, wonach Enthaltsamkeit und Treue die Priorität beim Kampf gegen eine Verbreitung von Aids hätten. Dass man Kondome als letztes Mittel zulasse, zeige die „Rationalität“ der kirchlichen Position in dieser Frage.

Martinez Camino wies zugleich Vermutungen zurück, die spanischen Bischöfe hätten ihre ursprüngliche Position auf Druck des Vatikan geändert. Dies seien Erfindungen, die von „bestimmten Medien“ immer wieder über die Kirche verbreitet würden: „Dass der Vatikan gegen die Bischöfe ist, die Bischöfe gegen die Priester und diese gegen die Laien.“ Es habe auch keine Krisensitzung der Bischofskonferenz unter Vorsitz des Madrider Kardinals Antonio Ruoco Varela gegeben.

Martinez Camino hatte am Dienstag nach einem Treffen mit der spanischen Gesundheitsministerin Elena Salgado erklärt: „Kondome haben bei der integralen und globalen Aids-Vorbeugung ihren Platz.“ Beobachter sahen darin eine Kehrtwende in der Haltung der Kirche. Außerdem rückten die spanischen Bischöfe von der Position des Vatikans ab, der den Gebrauch von Kondomen im Kampf gegen die Verbreitung von Aids stets abgelehnt hatte.

24 Stunden später teilte die Bischofskonferenz in einer Erklärung mit, die Benutzung von Präservativen sei ein „unmoralisches Verhalten“. Gesundheitsministerin Salgado sprach der Kirche daraufhin nach Angaben der Tageszeitung „El Mundo“ (Internetausgabe) ins Gewissen und betonte mit Blick auf die Zehntausenden Opfer der Flutkatastrophe in Asien, dass Aids „so ist, als ob es alle drei Wochen einen Tsunami gebe“ und man dem mit einem einfachen und effizienten Mittel – nämlich dem Kondom – vorbeugen könne.

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