Sozialwirtschaft-KV: Gewerkschaften fordern Plus über Inflationsrate

Zum Gesprächsstart über den Kollektivvertrag für Gesundheits- und Sozialberufe haben die Gewerkschaften vida und GPA am Mittwoch ihre Forderungen an die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) übergeben. Für die rund 130.000 Beschäftigten wollen die Arbeitnehmervertreterinnen ein Gehaltsplus von vier Prozent, hieß es in einer Aussendung. "Scheinargumente" lasse man nicht gelten, so GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz. Die Arbeitgeber sehen hingegen wenig Spielraum.
Gewerkschaften pochen auf Reallohn-Plus
"Die Sozialwirtschaft ist von keiner Krise betroffen: Die Nachfrage steigt, Fachkräfte werden immer noch händeringend gesucht", sagte Scherz. Es gebe keinen Wettbewerb mit ausländischen Konzernen, sondern mit heimischen Arbeitgebern um qualifiziertes Personal. "Scheinargumente noch gar nicht vollzogener Kürzungen, die bereits im Vorfeld Verunsicherung schaffen sollen, lassen wir nicht gelten." Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten sich "eine faire Lohn- und Gehaltserhöhung verdient", befand die Gewerkschafterin, ein Abschluss unter der Inflationsrate komme nicht infrage.
Zudem gibt es Forderungen zur Arbeitszeit und den Arbeitsbedingungen, auch hier werde man auf Verbesserungen hinwirken. "Das Thema Arbeitszeit, insbesondere Teilzeit, liegt unseren Kolleginnen und Kollegen am Herzen", sagte Michaela Guglberger, Verhandlerin für die Gewerkschaft vida. "Die Arbeitgeber, die oft mit Personalnot zu kämpfen haben, sollten ein ureigenstes Interesse haben, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen." In der Sozialwirtschaft arbeiten rund 70 Prozent Frauen und 70 Prozent in Teilzeit.
Spardruck "so ernst wie noch nie"
Aus Sicht der SWÖ sind die Rahmenbedingungen aufgrund des Spardrucks heuer "so ernst wie noch nie". In allen Bundesländern gebe es Berichte über große Einsparungen, hieß es in einer Aussendung. Grundlage für die Verhandlungen ist die durchschnittliche Inflationsrate von November bis Oktober. "Heuer geht es aber vor allem darum, das Bestehende zu halten, Arbeitsplätze zu sichern und die Organisationen nicht zu gefährden. Der Spielraum ist äußerst gering", betonte Yvonne Hochsteiner, Verhandlungsführerin der SWÖ.
SWÖ-Vorsitzender Erich Fenninger hob die Bedeutung der Branche als Teil der öffentlichen Infrastruktur hervor. Viele Sparmaßnahmen seien noch nicht konkret bekannt, die Politik müsse hier für Planungssicherheit und Transparenz sorgen. Bei staatlichen Ausgaben ortete Fenninger eine Diskrepanz: "Es kann nicht sein, dass Milliardeninvestitionen etwa ins Bundesheer oder in den Straßenbau fließen, während die sozialen Dienste unter massivem Druck stehen."
Die erste echte Verhandlungsrunde ist für den 21. Oktober angesetzt. Letztes Jahr einigten sich beide Seiten nach Kundgebungen und Arbeitsunterbrechungen in der dritten Runde auf ein Plus von vier Prozent. Der neue Kollektivvertrag gilt dann ab 1. Jänner 2026.
(APA/Red)