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Sozialhilfe: Immer mehr Hilfe für Menschen mit McJobs

Mehr und mehr Menschen rutschen in die Sozialhilfe ab - die Zahl der Billig-Jobs steigt - akute Armut hat besonders in Familien zugenommen.

„Die Zahl der SozialhilfebezieherInnen in Wien steigt, dramatisch zugenommen haben die Richtsatzergänzungen für Arbeitssuchende, was auf die anwachsende Zahl von Billig-Jobs zurückzuführen ist.“, erläutert der Sozialexperte Martin Schenk von der ARMUTSKONFERENZ, dem Netzwerk von Hilfs- und Betroffenenorganisationen in Österreich. Viele arbeiten voll mit teils zwei oder drei solcher Jobs und kommen trotzdem nicht über die Runden.” Und: „Nicht existenzsichernde Einkommen haben nicht existenzsichernde Arbeitslosenleistungen zur Folge.”

Die Zahl der unterstützten Haushalte ist in Relation zur Zahl der unterstützten Personen weniger stark gestiegen. Daraus läßt sich schließen, dass die akute Armut besonders in Familien bzw. Mehrpersonenhaushalten zugenommen hat., so der Sozialexperte.

Als Instrument zur Überbrückung gedacht

Die Sozialhilfe wurde eigentlich nur als Instrument zur individualisierten Überbrückung außergewöhnlicher Notlagen konstruiert. Von daher ist sie gar nicht geeignet, regelmäßig wiederkehrende und massenhaft auftretende soziale Risikolagen wie Arbeitslosigkeit, Billigjobs oder Altersarmut aufzufangen. Genauso wenig kann sie Kürzungen bei Pensionen oder in der Arbeitslosenversicherung beheben. Dafür ist die nicht konstruiert, das wird sie völlig überfordern.

Das Risiko, ohne Halt abzustürzen, ist gestiegen, auch für Leute, die es sich für ihr Leben nie gedacht hätten. Armut ist Stress, um die notwendigsten Grundbedürfnisse zu befriedigen. Für Soziales, Bildung, gar eine Kinokarte bleibt da nichts mehr übrig. 7% der Wiener Bevölkerung können es sich nicht leisten, abgenutzte Kleidung durch neue zu ersetzen. Ebensoviele leben in Wohnungen, die über keine angemessene Heizmöglichkeit verfügen. Arme sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Bei den akut Armen liegt die Armutslücke bei 20%. Das heißt, dass die von Armut Betroffenen in Wien mit einem Einkommen ihr Auslangen finden müssen, das im Durchschnitt ein Fünftel unterhalb der Armutsgrenze liegt.

Die Sozialhilfe braucht eine moderne Orientierung an sozialen Grundrechten, die für alle gelten und Existenzsicherung garantieren. Die Sozialhilfe muss den Charakter des Gnadenrechts ablegen und zu einer bürgerfreundlichen, transparenten und mit Rechtsansprüchen versehenen Sozialleistung werden. Für ein modernes soziales Netz muss gelten: von der Unsicherheit zur Rechtssicherheit, vom Armenwesen zur Armutsvermeidung. Denn das Beste, was wir tun können, ist zu verhindern, dass Menschen in die Sozialhifle abrutschen.

Quelle: DIE ARMUTSKONFERENZ.
www.armut.at

Redaktion: Magdalena Zotti

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