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Soziales Netz statt Hängematte

Die Caritas präsentiert in einer Pressekonferenz die Schwerpunkte für die künftige Obdachlosenarbeit - "grundlegendste Veränderung, die Sozialwesen in den letzten Jahren erfahren hat".

Drei Schwerpunkte für die Zukunft der Obdachlosenhilfe präsentierte am Mittwoch der Wiener Caritasdirektor Michael Landau auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (S) und dem Leiter des Fonds Soziales Wien (FSW), Peter Hacker. Dieser hatte dabei seinen ersten öffentlichen Auftritt, seit ein Großteil der städtischen Sozialagenden in den Fonds ausgelagert wurde. „Wir stecken mitten in der Strukturreform“, erläuterte Hacker den Stand der Dinge.

Besonderes Augenmerk müsse in Hinkunft auf der zunehmenden Zahl von Menschen mit psychischen Erkrankungen, der Entwicklung frauenspezifischer Wohnungslosenangebote und dem Ausbau der Delogierungsprävention liegen, war Landau überzeugt. „Warm, satt und sauber ist nicht genug“, erläuterte er die Position der Caritas im Bezug auf die Obdachlosen.

Soziales Netz statt Hängematte

Pittermann betonte, dass es nicht um eine „Hängematte“ gehe, sondern um die Bereitstellung eines sozialen Netzes. „Wir sind uns klar, dass die Gesellschaft diesen Menschen etwas schuldig ist, wenn sie es nicht schaffen, von ihr unabhängig zu werden“, so die Gesundheitsstadträtin.

Überproportional von Obdachlosigkeit betroffen seien psychisch Kranke, wurde betont. Alle Einrichtungen würden hier eine Zunahme verzeichnen, so Landau. Der Grund sei klar: „Armut macht krank“, stellte der Caritasdirektor fest. Die Caritas habe deshalb mit einer mobilen psychiatrischen Betreuung begonnen. Bei zwei Pilotprojekten mit dem Psychosozialen Dienst im Nachtstreetwork und im Haus Allerheiligen wird jeweils ein Team aus einem Psychiater und einem Sozialarbeiter aktiv.

Als zweiter Punkt wurde der Ausbau frauenspezifischer Angebote gefordert. Auch Hacker hob den Bedarf in diesem Feld hervor: „Die Obdachlosigkeit von Frauen ist nicht kleiner als die von Männern, aber anders.“ Frauen flüchteten sich oft in sexuelle Abhängigkeiten, um bei einem „Helfer“ Unterschlupf zu finden. Ein erster Schritt sei das Caritas-Tageszentrum für wohnungslose Frauen in Mariahilf.

Weiters plädierte Landau für einen Ausbau der Delogierungsprävention. Dies sei „auch wirtschaftlich sinnvoller, weil Delogierungsprävention billiger ist als die Versorgung und Reintegration von delogierten Menschen“.

Grundlegende Veränderungen für das Sozialwesen

„Wir arbeiten an der grundlegendsten Veränderung, die das Sozialwesen in den letzten Jahren erfahren hat“, berichtete Hacker von seinen ersten Erfahrungen mit seinem neuen Aufgabenfeld. Über den Umweg einer provisorischen Magistratsabteilung 15A wurde heuer ein Großteil der Sozialagenden unter der operativen Führung des FSW zusammengefasst. Dieser Fonds entscheidet künftig über die Finanzierung und Förderung von Leistungen zur Behinderten-, Wohnungslosen-, Senioren- oder Flüchtlingshilfe.

Redaktion: Elisabeth Skoda

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