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Sozial-Engagement jenseits des Erlagscheins

Soziales Engagement, das über das Ausfüllen eines Erlagscheins hinausgeht: Diese Möglichkeit will das Wiener Spendenparlament bieten.

Die seit 1998 bestehende Organisation hat sich nun neu aufgestellt und will mit der nächsten Parlamentssitzung am 15. November durchstarten. Man bewege sich weg von einem Nachbarschaftsprojekt hin zu einer professionellen Organisation, so Sprecherin Isolde Fally.

Wer mehr als 75 Euro spendet, kann bei der einmal jährlich stattfindenden Sitzung des Spendenparlaments im Wiener Rathaus teilnehmen. Dort stellen sich Sozialprojekte vor, auf welche die übers Jahr eingenommene Summe verteilt wird. Dabei können einzelne Konzepte auch leer ausgehen, wenn diese die anwesenden Spender nicht überzeugen.

Die Ausrichtung des Spendenparlaments ziele dabei auf Projekte, die es am hart umkämpften Spendenmarkt ansonsten eher schwer hätten, so Martin Schenk von der beteiligten Armutskonferenz im APA-Gespräch. Für Tiere und Kinder sei es verhältnismäßig einfacher, Gelder aufzustellen, als für Aidskranke, Migranten oder Drogenabhängige.

Im vergangenen Jahr sprach das Parlament etwa einem Hilfsprojekt für Alleinerziehende ebenso Geld zu wie einer Medizinervereinigung zur Behandlung von Menschen ohne Versicherung. Heuer bewerben sich unter anderem ein Jugend-Fußball-Projekt der Heilsarmee und ein Konzept, welches das mediale Bild von Migranten in Österreich neu gestalten will.

Jährlich wird so eine Hand voll Projekte mit einigen Tausend Euro bedacht. Insgesamt wurden seit Gründung des Vereins 1998 rund 110.000 Euro an 30 Projekte ausgeschüttet. Die Idee des Spendenparlaments wurde damals aus Hamburg übernommen. Seit 2000 stellt die Armutskonferenz die nötigen Büros zur Verfügung. Dementsprechend fließen die Spendengelder komplett in die Projekte. Darüber hinaus verfolgt das Parlament das Ziel, die Spender wie bei einer Kontaktbörse in die jeweiligen sozialen Netzwerke einzubinden.

Um die Zahl der stimmberechtigten Spender von 112 auf 1.000 zu steigern, hat sich das Spendenparlament nun professionalisiert. Zur verstärkten Breitenwirkung wurde etwa eine Broschüre produziert, die in Banken aufliegt. Und im Oktober wird das Stimmgewitter Augustin ein Benefizkonzert zu Gunsten des Spendenparlaments geben.

Die Frage, was passiere, wenn die Zahl der Spender die Größe übersteige, die im derzeitigen Tagungsort, dem Wiener Gemeinderatssitzungssaal, Platz findet, werde man beantworten, wenn es soweit sei, so Schenk: „Das Problem hätte ich eh gerne.“

Laut jüngstem Armutsbericht seien schließlich 91.000 oder sechs Prozent der Wiener manifest arm, was bedeutet, dass sie nicht nur ein geringes Einkommen haben, sondern zentrale Ausgaben wie Heizen oder Kleidungsersatz nicht tätigen können. Insgesamt seien 204.000 armutsgefährdet, ein Viertel davon Kinder.

Web: www.spendenparlament.at

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