Monate hindurch verdiente ein 31-jähriger Wiener an den Sonntagszeitungen. Er näherte sich den Zeitungsständern und riss stets die Kassa runter, die er entweder mit nach Hause nahm oder gleich an Ort und Stelle öffnete, indem er sie auf den Boden warf und darauf herumtrampelte. Ich mach das eigentlich jeden Sonntag so, gestand er nun im Straflandesgericht. Der notorische Kassa-Knacker wurde rechtskräftig zu sechs Monaten unbedingter Haft verurteilt.
Der Mann bezieht eine bescheidene Invaliditätspension, und auch kleinere Pfuscharbeiten brachten nicht all zu viel ein. Ich habs gebraucht für Zigaretten, rechtfertigte er sein strafbares Verhalten. So viel rauchen kann man ja gar nicht! Und ungesund ist es auch, bemerke der Staatsanwalt.
Sieben bis neun Kassen hatten regelmäßig dran glauben müssen. Durchschnittlich kam der Mann auf einen sonntäglichen Gewinn von 15 Euro. Im vergangenen Herbst wurde er von einer Funkstreife erwischt, zur Rede gestellt und auf freiem Fuß angezeigt. Wenig später konnten ihn jedoch die selben Beamten wieder beim Knacken beobachten. Als er schließlich gar ein drittes Mal auf frischer Tat betreten wurde, wanderte er wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft.
Der 31-Jährige erklärte dem Gericht bereitwillig, weshalb er es speziell auf die Kassen einer bestimmten Zeitung abgesehen hatte: Er habe dort früher im Vertrieb gearbeitet, dann den Job verloren, man habe ihm einen zustehenden Monatslohn nicht ausbezahlt. Da hab ich mir gedacht, ich hols mir so zurück, erläuterte er.