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Sonntagsöffnung in Wien für Handelsverband "überfällig"

Eine wöchentliche Rahmenöffnungszeit von 76 anstatt 72 Stunden wird gefordert.
Eine wöchentliche Rahmenöffnungszeit von 76 anstatt 72 Stunden wird gefordert. ©pixabay.com (Sujet)
Für den Handelsverband ist eine Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt längst "überfällig". Zudem wird eine Ausweitung der wöchentlichen Öffnungszeiten gefordert.
ÖVP für Tourismuszonen in Wien
Rewe-Chef fordert längere Öffnungszeiten

Der Handelsverband drängt weiterhin auf eine Ausweitung der wöchentlichen Öffnungszeit von 72 auf 76 Stunden und eine Tourismuszone mit Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. Dies würde "einen gewissen Schub für Umsatz und Arbeitsplätze" bedeuten, sagte Handelsverband-Vizepräsident und Rewe-International-Aufsichtsrat Frank Hensel im APA-Gespräch.

Handeslverband für längere Öffnungszeiten und Tourismuszonen

Die Interessensvertretung der großen Einzelhändler hatte bereits im vergangenen Jahr eine Ausweitung der Rahmenöffnungszeit von der damaligen ÖVP/FPÖ-Regierung gefordert. Die Wirtschaftskammer wollte vergangenen Sommer vorerst nicht eine höhere Rahmenöffnungszeit befürworten, weil viele kleine Händler fürchteten von großen Betrieben unter Druck zu geraten.

Mit einer Ausweitung auf 76 Stunden könnten etwa Lebensmittelketten von 7 bis 20 Uhr täglich und samstags bis 18 Uhr offen halten. Im Jahr 2008 wurde die Öffnungszeit von 66 auf 72 Stunden ausgeweitet. In allen Bundesländern außer Wien gibt es in Gegenden mit vielen Touristen bereits die Möglichkeit zur eingeschränkten Sonntagsöffnung. Hensel fordert bei Tourismuszonen auch eine österreichweit einheitliche Regelung. Derzeit würde dies jedes Bundesland ein bisschen anders regeln.

Sonntagsöffnung in Wien "überfällig"

Der Handelsverband-Vizepräsident wünscht sich von der Stadt Wien sobald wie möglich eine Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. "Der Schritt ist überfällig." Die Touristen würden am Sonntag "voller Entgeisterung" vor geschlossenen Geschäften stehen.

Die Gewerkschaft hat sich in der Vergangenheit mehrfach gegen eine Ausweitung der Öffnungszeiten und Sonntagsöffnung ausgesprochen. Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will schlägt nun vor, Einzelunternehmern flexible Öffnungszeiten zu ermöglichen. In Italien dürfen etwa Modeboutiquen am Sonntag offen haben. "Derzeit müssen wir am Sonntag geschlossen halten, wenn alle Touristen da sind", so Will. Auch wegen des Wettbewerbs mit dem Onlinehandel müsse es eine Ausweitung der Öffnungszeiten geben.

Branche sichert 161.600 Jobs

Die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) hat für den Handelsverband die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels berechnet. Laut der Studie sichert die Branche direkt und indirekt 161.600 Arbeitsplätze in Österreich.

Der Lebensmitteleinzelhandel trägt 14,6 Mrd. Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei, die Abgaben, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge summieren sich auf 5,4 Mrd. Euro. Rund 3.500 Lebensmitteleinzelhändler erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 21,4 Mrd. Euro. Der Lebensmitteleinzelhandel strahle "durch seine tiefe Verflechtung in das österreichische Wirtschaftsgefüge auch auf andere, scheinbar weit entfernte Wirtschaftssektoren aus", so die GAW-Ökonomen. Der Lebensmittelhandel habe auch in der Wirtschaftskrise Personal eingestellt und sei einer der größten Lehrstellenanbieter, so Hensel. Die wirtschaftliche Bedeutung des Lebensmittelhandels werde von der Politik manchmal übersehen.

Wirtschaftskammer will keine Ausweitung der Öffnungszeiten

Die Wirtschaftskammer spricht sich gegen eine vom Handelsverband wieder ins Spiel gebrachte Ausweitung der wöchentlichen Öffnungszeit von 72 auf 76 Stunden aus. "Eine Ausdehnung wird von einer großen Mehrheit der Händler abgelehnt", sagte WKÖ-Handelsobmann Peter Buchmüller zur APA. Die WKÖ hatte vergangenes Jahr ihre Mitglieder - rund 80.000 Händler - befragt, wie sie eine Verlängerung beurteilen.

Der Handelsverband als freiwillige Interessensvertretung der großen Einzelhändler forderte bereits im vergangenen Jahr eine Ausweitung der Rahmenöffnungszeit von der damaligen ÖVP/FPÖ-Regierung. Der WKÖ-Handelsobmann sieht im Gegensatz zum Handelsverband eine Ausweitung der Öffnungszeiten nicht als Rezept gegen den Vormarsch des Online-Handels. Längere Öffnungszeiten würden keinen Mehrumsatz bringen, so Buchmüller. "Die Händler finden mit 72 Stunden ein Auslangen." Besseres Service und besser geschulte Mitarbeiter im stationären Handel würden als Differenzierung zum Online-Handel helfen.

Die Wirtschaftskammer fordert seit Jahren eine Tourismuszone mit Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. Diese würde "wirklich Mehrumsatz" für Unternehmen und mehr Arbeitsplätze bedeuten, erwartet Buchmüller. In allen Bundesländern außer Wien gibt es in Gegenden mit vielen Touristen bereits die Möglichkeit zur eingeschränkten Sonntagsöffnung.

(APA/Red)

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