Marion (Vanessa Redgrave) strotzt vor Lebenslust und mentaler Energie – und sie hat Krebs. Trotzdem geht sie allwöchentlich zu ihrem Gemeindechor, der nicht etwa Volkslieder singt, sondern auch schon mal Motörhead, Chaka Khan und Salt ‘n’ Pepa. Ihr Mann Arthur (Terence Stamp) ist unfreundlich, grantig und liebt nichts und niemanden – mit Ausnahme seiner Marion. Die will er dann auch vor der Peinlichkeit eines öffentlichen Auftritts der Rentnertruppen und vor den körperlichen Strapazen schützen. Ohne Erfolg.
Musik als Lebenselixier: “Song for Marion” mit Vanessa Redgrave
Marion singt und singt, lässt sich von ihm zu den Chorproben fahren, kuschelt sich allabendlich an ihren Arthur und macht ihm mit “True Colors” von Cyndi Lauper eine öffentlich vorgetragene Liebeserklärung. So viele Gefühle kann Arthur nicht ertragen und der Zuschauer fragt sich zunehmend, wie diese gut gelaunte und stets verständnisvolle Marion es ein Leben lang mit ihm ausgehalten hat. Eine Frage, die sich auch Arthur stellt und die ihn betrübt.
Der britische Regisseur Williams hat sich von seinen eigenen Großeltern inspirieren lassen. Doch verliert er sich dabei in allzu guter Laune, Oberflächlich- und Vorhersehbarkeit. Selbst der tragische Höhepunkt, Marions Tod, gerät nicht sonderlich traurig. Er teilt den Film vielmehr: Erst die Geschichte Marions, dann die Arthurs, der nach dem Tod seiner Marion durch den Chor und die junge und sehr fröhliche Chorleiterin Elizabeth (Gemma Arterton) seiner Frau nahe bleibt, ihr Erbe antritt und zu einem neuen Menschen wird.
Ein bisschen Sozialstudie der englischen Arbeiterschicht schimmert auch noch durch, reicht an einen Ken Loach oder auch Mike Leigh allerdings nicht heran. Trotz Tod, Verlust und einem unversöhnlichen Vater-Sohn-Konflikts schafft es Williams aus diesem Stoff einen Wohlfühlfilm zu machen. Das ist oftmals zu dick aufgetragen, und doch vor allem dank der großartigen Schauspieler eine anrührende Liebesgeschichte einer langen, langen Ehe.
(APA)