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Sonderausstellung in Wien: Die tschechoslowakische Charta 77

Präsentation des Originaldokuments der "Charta 77" am Donnerstag im Landesgericht Wien
Präsentation des Originaldokuments der "Charta 77" am Donnerstag im Landesgericht Wien ©APA
Das Originaldokument der Petition der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung, die Charta 77, ist ab Donnerstag in Wien zu sehen. In der tschechoslowakischen Geschichte ist die Charta 77 eine der bedeutendsten Widerstandsaktionen der kommunistischen Zeit.

Das wichtigste Dokument der Charta 77 sind nur fünf bekritzelte schreibmaschinengeschrieben DIN-A-4-Seiten – diese sind in der tschechoslowakischen Geschichte jedoch von höchster Bedeutung. Die mit ihr verbundene Bürgerbewegung wurde in den 1970er und 1980er Jahren zum Zentrum der Opposition.

Das Dokument in Wien

Am Donnerstag war das Originaldokument der Charta anlässlich der Eröffnung einer Sonderausstellung im Wiener Straflandesgericht erstmals öffentlich zu sehen. In der kleinen Schau im Rahmen der Ausstellung der Geschichte des Grauen Hauses bis 10. November – in der ein Faksimile des Dokuments ausgestellt ist – geht es um Entstehung, Inhalt und Auswirkungen des Dokuments.”Mit der Charta im Dezember 1976 begann die Reise zum Herbst 1989″, erklärte der Direktor des Mährischen Landesmuseum.

Martin Reissner, am Donnerstag die Bedeutung des Dokuments als Wegbereiter der späteren Samtenen Revolution, die schließlich das kommunistische Regime zu Fall brachte. Das Landesmuseum in Brünn hat das Original der ältesten Arbeitsversion heuer von dem Mitverfasser und Unterzeichner, dem tschechisch-österreichischen Schriftsteller Pavel Kohout, erhalten.

Vaclav Havek verfasste die Charta

Auf den mit Schreibmaschine in der Wohnung von Vaclav Havel getippten Seiten sind zahlreiche handschriftliche Anmerkungen der Hauptverfasser Vaclav Havel und Pavel Kohout zu sehen. Den Autoren ging es vor 35 Jahren in ihrem Papier eigentlich nur darum, die Bürgerrechte einzufordern, die ihnen laut geltender tschechoslowakischer Gesetze und der von Prag unterzeichneten Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) 1975 in Helsinki zustanden. Unmittelbarer Auslöser war die Repression gegen die Band “Plastic People of the Universe”, die im Februar 1976 bei einem Konzert verhaftet wurden und von deren Konzertbesuchern viele verhört wurden.

Am 1. Jänner wurde das Dokument mit 242 Unterschriften veröffentlicht. Wenige Tage später druckten zahlreiche große europäische Tagezeitungen den Text ab. In der Tschechoslowakei wurde die Charta nie veröffentlicht, wurde aber allein durch die staatliche Gegenkampage bald im ganzen Land bekannt. Die offizielle Presse bezeichnete sie als “ein staatswidriges, antisozialistisches, demagogischer und spöttisches Schriftstück”. Ihre Unterzeichner hatten unter zahlreichen Repressionen zu leiden. Trotzdem unterzeichneten auch in den folgenden Jahren noch Hunderte Bürger die Petition für Menschenrechte.

Hoher Besuch zur Eröffnung der Ausstellung in Wien

Bei der offiziellen Eröffnung der Sonderausstellung im Wiener Landesgericht für Strafsachen am Donnerstagabend werden auch Pavel Kohout, sowie der ehemalige österreichische Botschafter in Prag, Karl Peterlik, anwesend sein und an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. Bei dieser Gelegenheit wird Kohout, der 1980 nach seiner Ausbürgerung die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, auch der Preis der Waldviertel Akademie “für seinen langjährigen Einsatz für die österreichisch-tschechische Zusammenarbeit” verliehen.

(apa/red)

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