Bregenz (VN-MM) Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung. Zumindest heute. Wie sie am Sonntagvormittag für Roman Schelling, Alexander Gruber, Enrico Lechtaler und Chris Nägele aussehen wird, muss sich erst weisen. Bis dahin will das Quartett den Weltrekord im Dauertischfußball geknackt haben, der bei 50 Stunden, 50 Minuten und 50 Sekunden liegt. Allerdings fehlt dieser, von einem deutschen Team aufgestellten Zeit, noch der Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Die Vorarlberger Dauerkicker haben indes schon alles penibel vorbereitet, wollen kein Risiko eingehen, mindestens 51 Stunden am Tisch stehen und damit wenigstens im Kleinen Revanche für die Niederlage auf dem grünen Rasen nehmen. Ein Sommermärchen im Miniformat schaffen, nennt es Roman Schelling. Gespielt wird beim Musikpavillon in den Bregenzer Seeanlagen
Fünf Minuten Pause
Dem Harder kam die Idee bei einem Feuerwehrausflug. Damals war es eine Truppe aus dem Pitztal, die sich mit 44 Stunden, 44 Minuten, 44 Sekunden und 5770 Toren in die Zeitung schoss. Roman Schelling las die Meldung. Seine erste Reaktion: Das könnten wir zur EURO auch machen. Gesagt. Getan. Der Bäckermeister mobilisierte seine Kumpel, wobei er auf wenig Widerstand stieß, und die Sache kam ins Rollen. Die Männer, allesamt Fans des runden Leders, restaurierten dafür einen Fußballtisch aus den Sechzigerjahren. Schön alt und schön stabil. Wichtigste Neuerung: leichtgängige Lager. Damit das Drehen nicht zu sehr auf die Gelenke geht, wie Schelling erklärt. Auch bei der körperlichen Vorbereitung war die Runde konsequent. Seit 1. Jänner keinen Alkohol mehr und nur noch gesunde Ernährung. Jeder von uns hat schon zwischen 5 und 7 Kilo abgenommen, erzählt der Teamkapitän. Was aber keinen wirklich stört. Die große Unbekannte in diesem Spiel ist die Müdigkeit. Für jede gespielte Stunde gibt es 5 Minuten Pause. Die kann gleich oder gesammelt als größerer Block konsumiert werden. Wie Roman Schelling und seine Freunde das handhaben, lassen sie noch offen. Wir richten uns nach dem schwächsten Glied in der Kette. Das will natürlich keiner sein. Jeder brennt vor Ehrgeiz. Wir schaffen das, sind sich die glorreichen Vier einig. Auch wenn bei der Feuerwehr eine Wette dagegen läuft. 30:70 lautet der aktuelle Stand. Die 70 sind die, die uns kennen, merkt Schelling schmunzelnd an. Alexander Gruber bezieht daraus zusätzliches Adrenalin. Trotzdem soll es kein Sieg um jeden Preis werden. Sollte es nicht mehr gehen, hören wir auf, sagt Roman Schelling. Aber davon ist im Moment nicht die Rede. Im Gegenteil. Sie nehmen sich viel vor. Wenn wir gut drauf sind, spielen wir 55 Stunden, sonst halt nur 52. Am Sonntagvormittag wird die Fußballwelt wissen, wie viel es tatsächlich geworden sind.