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Sommer in Orange

Kulturschock in Bayern: Deutsche Komödie von Marcus H. Rosenmüller mit Georg Friedrich in wallendem orange.

Nackt-Yoga und Urschrei-Therapie versus Trachten und Blasmusik – dass hier die Gegensätze richtig aufeinanderprallen, ist schon aus der Beschreibung von “Sommer in Orange” ersichtlich. Der neue Film von Marcus H. Rosenmüller (“Wer früher stirbt ist länger tot”) führt eine Berliner Bhagwan-Kommune Anfang der 1980er Jahre in ein kleines bayerisches Dorf, doch trotz der wunderbaren und auf wahren Ereignissen basierenden Ausgangsposition entfaltet sich die Kulturschock-Komödie “Sommer in Orange” (ab Freitag im Kino) mit Georg Friedrich nur in Ansätzen.

Dabei darf Friedrich als eifersüchtiger Siddharta im orange wallenden Gewand wieder einmal von ganzem Herzen sein komödiantisches Können ausspielen, wenn er zuerst die gesamte Kommune aufgrund seines geerbten Bauernhofs in Richtung Oberbayern führt und dann als Liebhaber von Amrita (Petra Schmidt-Schaller) mitansehen muss, wie sich diese in den Bhagwan-Vertrauten Prem Bramana verschaut. Der gemeinsame Traum eines Therapiezentrums droht flöten zu gehen, schließlich soll Amrita den Bramana sogar nach Oregon begleiten.

Dass da naturgemäß auch ihre beiden Kinder Lili und Fabian wenig begeistert sind, kann man sich vorstellen. Und das ist nur ein weiterer von (zu) vielen Konfliktsträngen, die sich am und rund um den Bauernhof auftun. Das konservative Dorf, allen voran der Bürgermeister, kann mit dem alternativen Lebenskosmos der Sannyasins nichts anfangen und vermutet Satansmessen und Schweinigeleien am Hof, und innerhalb der Kommune wird das Konzept der freien Liebe spätestens dann infrage gestellt, als Leela dem örtlichen Briefträger die tantrische Liebe beibringt.

Die Konfliktlinien in dem Film verlaufen kreuz und quer und werden erst am Ende langsam zusammengeführt, auch die Perspektiven auf die einzelnen Geschichten wechseln ständig. So entsteht wenig Sympathie für die einzelnen Figuren, obwohl es durchaus Sympathieträger gäbe. Wäre der Film etwa konsequent aus der Sicht von Lili erzählt (ähnlich wie der Vorgänger “Wer früher stirbt …”), hätte “Sommer in Orange” vermutlich ähnliches Hitpotenzial. So gibt es zwar wieder viel zu lachen, doch eher, weil der Film als teils irrwitzige Persiflage wahrgenommen wird.

Vielleicht muss man aber auch gar nicht so streng sein mit Rosenmüllers Film. Die kleine Amber Bongardt als Lili spielt wunderbar, die Dialoge und Streitigkeiten zwischen augenzwinkernd-ironisch und satirisch-zugespitzt treffen vielfach ins Schwarze, die Probleme zwischen freilebiger Offenheit und engstirniger Bigotterie, zwischen Haltlosigkeit und Orientierungswunsch, verleihen dem Film auch die nötige Tiefe, ohne die Figuren der Lächerlichkeit preiszugeben. Aber dennoch, hier wäre weniger wohl mehr gewesen. (APA)

www.sommerinorange.de

 

 

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