Solidarität mit den Ärmsten

… und gegen eine Politik programmatischer Gleichgültigkeit. Die Kürzungen der österreichischen Bundesregierung für die Entwicklungszusammenarbeit und die internationale humanitäre Hilfe haben massive Auswirkungen für Menschen im globalen Süden. Im Rahmen eines Pressegesprächs zeigten Caritasdirektor Walter Schmolly und Martin Hagleitner-Huber von der Caritas Auslandshilfe auf, welche Auswirkungen Einsparungen speziell für die Menschen im globalen Süden haben und wie durch konkrete Maßnahmen in den Partnerregionen der Caritas Vorarlberg Zeichen gegen Hunger gesetzt werden können. Schwerpunktwochen zum Thema Ernährungssicherheit gibt es auch im WirkRaum. Dazu informierte Kerstin Formanek vom WirkRaum-Team.
„In Bezug auf die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wird gegenwärtig in vielen Ländern ein programmatischer Wechsel in der Politik vollzogen“, sprach Caritasdirektor Walter Schmolly gleich zu Beginn die massiven Kürzungen im Bereich der internationalen Hilfe an. „America first“ verschärft beispielsweise die Hungerkrise im globalen Süden: In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der hungernden Menschen weltweit um ein Fünftel auf 733 Millionen gestiegen.
Fakt ist, dass die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und die internationale humanitäre Hilfe in den nationalistischen Politik-Konzepten vieler Länder keinen Platz mehr haben. „Die Programmatik dieser Regierungen hat für die Not von Menschen an anderen Orten dieser Welt nur noch Gleichgültigkeit übrig. Empathie, die sich nicht für die eigenen Interessen bewirtschaften lässt, gilt dieser Politik als Schwäche“, führte Walter Schmolly weiter aus.
Budget-Kürzung um ein Drittel
Die österreichische Regierung argumentiert zwar anders, doch die Kürzungen für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und die internationale Hilfe fällt auch hier massiv aus. In Österreich wird mit dem Spardruck im Bundesbudget. So werden in Österreich bis 2026 gegenüber 2024 die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und die internationale humanitäre Hilfe um ein Drittel gekürzt, von 220 Millionen Euro auf 150 Millionen Euro.
„Die Kürzungen sind alles andere als klug und auch durch und durch ungerecht“, sagte Walter Schmolly und begründete folgendermaßen: „Es wird in einer globalisierten Welt nicht funktionieren, sich gegen das Elend und die Zerstörung an anderen Orten dieser Welt wie in einer Festung abzuschotten. Es ist eine Sicherheitsfrage für Österreich und Europa, die benachteiligten Länder im globalen Süden zu unterstützen. Darüber hinaus vernachlässigt die vorherrschende nationalistische „We first“-Politik das moralische Prinzip, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Beziehungen fair und gerecht zu gestalten.“ Insbesondere zeige sich dies darin, wie benachteiligte Länder weiterhin hemmungslos ihrer Rohstoffe beraubt werden.
Wie geht die Caritas mit dieser Situation um?
1. Darüber reden und diese Politik der programmatischen Gleichgültigkeit gegenüber der Not von Menschen an anderen Orten dieser Welt zum Thema machen.
2. Darum kämpfen, dass die Projektarbeit in unseren Partnerländern, beispielsweise in Äthiopien, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen fortgesetzt werden kann.
3. Helfen vor Ort. Wenn die Staaten sich aus ihrer solidarischen Verpflichtung zurückziehen, ist die Hilfe der Caritas und vieler Spender*innen in den Ländern des Südens zumindest eine Überbrückungshilfe. Deshalb bittet die Caritas aktuell um Unterstützung für Maßnahmen gegen Hunger.
Langfristige Programme
Martin Hagleitner-Huber, Leiter der Caritas Auslandshilfe, berichtete über die konkrete Situation der Menschen in den Partnerländern Äthiopien, Mosambik, Ecuador und Armenien: „In unserer Projektarbeit arbeiten wir Hand in Hand mit lokalen Partnern und der lokalen Bevölkerung zusammen. Besonderes Augenmerk legen wir dabei vor allem auf kleinbäuerliche Familien. Der gemeinsame Austausch von Erfahrung und Wissen ist dabei zentral.“ Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit rund 6.000 Familien in den Bezirken Tiyo, Hetosa und Dugda in unserer Partnerdiözese Meki in Äthiopien. Die Caritas fördert dabei spezielle Programme, die Kleinbauern und -bäuerinnen helfen, ihre Ernten trotz veränderter Wetterbedingungen zu sichern: Pflanzen, die auch längere Trockenperioden aushalten, eine wasserschonende Bewässerung, Aufforstungsprojekte zur Verminderung der Bodenerosion, Energiesparöfen und vieles mehr.
„Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Im Süden Äthiopiens, in Borana, sind wir in den letzten Jahren mit einer massiven Zunahme von Dürren konfrontiert,“ berichtete Martin Hagleitner-Huber. „Die lokale Bevölkerung, Halbnomaden, hat nichts zur Klimaerwärmung beigetragen. Dennoch sind sie jetzt die Hauptleidtragenden. Als Caritas versuchen wir Not zu lindern. Vor allem für Kinder und Jugendliche. In den Schulen erhalten sie zumindest einmal am Tag eine warme Mahlzeit.“
Möglichkeiten zu handeln
Abschließend zeigte Caritasdirektor Walter Schmolly noch Möglichkeiten des Handelns auf „Für diese und noch viele andere Projekte im Bereich Nothilfe, Bildung- und Gesundheit, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in unseren Partnerländern bitten wir um Spenden.“ Denn eines weiß er: „Letztendlich stärkt gelebte Solidarität auch unsere Gesellschaft hier in Vorarlberg.“
Caritas-Hungerhilfe 2025
Raiffeisenbank Feldkirch, IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006
Kennwort: Hungerhilfe
Spendenbeispiele:
15 Euro sind ein wertvoller Beitrag, damit unterernährte Babys und Kleinkinder in Äthiopien mit spezieller Nahrung wieder Kraft bekommen.
25 Euro machen möglich, dass eine Familie robustes Saatgut für einen Acker mit Werkzeug und Einschulung erhält.
50 Euro ermöglichen, dass eine fünfköpfige Familie im Flüchtlingscamp in Dubluk im Süden Äthiopiens einen Monat lang mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt werden kann.
Der WirkRaum in Dornbirn macht im Rahmen von Schwerpunktwochen auf Ungleichheiten aufmerksam und beleuchtet verschiedene Aspekte in Sachen Ernährungssicherheit. „Mit diesem Themenschwerpunkt möchten wir einen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten“, sagt Kerstin Formanek vom WirkRaum. „Wir möchten zum Nachdenken anregen und die Teilnehmer*innen dazu ermutigen, selbst aktiv zu werden.“ Im Rahmen von verschiedenen Veranstaltungen werden noch bis zum 1. August die wichtigsten Aspekte rund um das Thema Ernährungssicherheit beleuchtet.
Veranstaltungen
Do, 26. Juni: Exkursion zum neuen Hohenemser Weltacker, 17.30 Uhr Treffpunkt WirkRaum, 18 Uhr Treffpunkt Bahnhof Hohenems
Do, 3. Jul, 12 bis 14 Uhr: Elfenküche-Mittagstisch im WirkRaum
Do, 10. Juli, 19 Uhr: Informationsabend Take care-Fachstelle für Essstörungen, WirkRaum
Sa, 12. Juli, 10 bis 11 Uhr: Führung durch die Essbare Stadt Dornbirn, Kulturhauspark Dornbirn