Solarenergie - Zukunftsvision oder Stolperstein?

Strom aus Photovoltaik hat in Österreich, dem Land der Wasserkraft, bisher einen geringen Anteil. Wie zukunftstauglich und grün ist die Investition heute?
Bereits 2013 sorgten die Pläne für eine neue Energieoffensive im Leiblachtal bei Eichenberg für Schlagzeilen. Wind und Solarenergie bieten in Österreich bisher nur einen geringen Anteil am Energiemix, der 2017 schon zu über 71 % aus nachhaltiger Wasserenergie bestand. Nun soll die Solarenergie dafür sorgen, dass grüne Ziele noch früher erfüllt werden. Doch wie sinnvoll sind Investitionen in die Energie aus Sonnenstrahlen? Wie zukunftsweisend ist Sonnenenergie im Vergleich zu anderen nachhaltigen Energien wirklich?
Solarenergie – Grüne Revolution oder Investoren-Träume?
Der Anteil der Energie, die in Europa durch die Kraft der Sonne erzeugt werden, ist vergleichbar gering. Etwa 6,3 % waren es im Jahr 2016. Dass die Photovoltaik-Technik hinkt, liegt auch daran, dass es hier nur wenige Gebiete gibt, an denen die Solarzellen wirklich effektiv und großflächig genutzt werden können, wie es in USA oder in China der Fall ist. Zwar schafft es der französische Solarpark Cestas bei Bordeaux mit 300 Megawatt noch auf die Liste der Größten Solaranlagen, doch wirklich ausladend wird es in Wüsten, wo die riesigen Anlagen optimal ausgenutzt werden und sie vor allem niemanden stören.
Technik immer effektiver
Die Forschung an der Photovoltaik Technik ist erfolgreich. Immer weiter wachsende Wirkungsgrade. Besonders aktuelle Durchbrüche, wie bei der Petrowskit-Solartechnik, sind vielversprechend. Petrowskit-Zellen werden aus preiswerteren Ausgangsstoffen wie Blei und Jod hergestellt. In Europa war die Technik lange gemieden, da die Verwendung von Blei umstritten und in bestimmten Gebieten mit Verboten verbunden ist. Die Möglichkeit Blei durch Zinn zu ersetzen ist möglich aber noch wenig erforscht.
Solarzellen sind schon heute effektiv und sparen Geld. Bei hochwertigen Anlagen wird die Laufzeit auf bis zu 35 Jahre geschätzt, was neben den riesigen Solarparks auch die Anlage auf dem Dach als lohnende, grüne Investition mit Sparpotential herausstellt. Eine Photovoltaik-Anlage mit 3 KW Leistung und einer Produktion von etwa 3.000 kWh spart jährlich 2.400 kg CO2 ein. Nach spätestens drei Jahren sollte die CO2-Bilanz der Solaranlage gemessen am Kohlendioxid, das bei der Herstellung und Nutzung entsteht, positiv ausfallen.
Rohstoffgewinnung wird kaum geprüft
Doch zwischen rasant wachsender Effektivität, CO2-Bilanzen und Potential für Investoren hat die Technik am Platz der Sonne auch ihre Schattenseiten. Bei nachhaltiger Technik denkt man an maschinelle Fertigungen in Hightech Firmen, die von einigen Menschen in Ganzkörper-Schutzanzügen überwacht wird. Doch die Hersteller können die Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen wie Indium und Tellur, welche für die Herstellung von Solarzellen oder Smartphonebildschirmen verwendet werden, kaum überwachen. Die Bedingungen der Förderung in Entwicklungsländern gelten als menschenverachtend – Arbeiter fördern die seltenen Erden ohne Schutzanzüge, erkranken unter den Vergiftungen. Auch die Idee, Solarzellen zu recyclen kam erst Jahre nach der Nutzung.
Bedeutung für das Leiblachtal und Eichenberg
Das Horroszenario für Freunde der Natur in und um das Leiblachtal wird ausbleiben: Von einer großen Solarfarm wird die Region Eichenberg verschont. Die Pläne der Förderung in Österreich setzen vermehrt auf die Subvention von kleinen Projekten, also der Solaranlage auf dem Hausdach. Die Bedeutung der Energie aus Photovoltaik und Solarthermie wird in Österreich zunächst gering bleiben. Als Chance bieten sich Projekte, die kleine Anlagen auf modernen Hausdächern und öffentlichen Gebäuden bewerben und somit etwas gutes für den Geldbeutel und die Natur tun.
Solarenergie Ja – Riesige Farmen aber da, wo sie hingehören
Energiegewinnung aus Kohle oder die Frage der Endlagerung von Brennstäben aus Atomkraftwerken machen erneuerbare Energien für die Zukunft zur einzigen Lösung. Um die Natur zu schonen und den Klimawandel zu bremsen, gilt es allerdings, ein Feingefühl dafür zu haben, wo die Anlagen gebaut werden. Schließlich ist auch die Rücksicht auf die Anwohner einer Region entscheidend. Große Anlagen sind in der Wüste am besten aufgehoben und kleine Anlagen glänzen vor allem dort, wo es sich nicht um Dächer eines Stadtkerns mit historischer Bedeutung handelt.
Fragen der Nachhaltigkeit müssen internationaler gestellt werden. Reine Rechnungen nach CO2-Bilanzen klammern andere Gefahren, die sich durch die erneuerbare Energie ergeben weitestgehend aus. Um im Einklang mit der Natur zu wirtschaften, müssen Schäden der Rohstoffgewinnung von Solaranlagen, Einflüsse von Wasserenergie auf das Ökosystem Fluss und Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Vögel und deren Zuggebiete geklärt werden – Bevor es zu spät ist.