So sollen Schulen jetzt entbürokratisiert werden
"Das Ziel ist klar: Weniger Bürokratie, mehr Autonomie, mehr Freiraum", sagte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) am Freitag. Der bürokratische Aufwand für Schulleitungen ist in den letzten Jahren stark gestiegen, sodass sie über 30 Prozent ihrer Zeit dafür aufwenden. Staatssekretär Josef Schellhorn, der kürzlich ein Entbürokratisierungspaket vorgestellt hat, sprach von der "Woche der Entbürokratisierung". "Es wurde sehr positiv aufgenommen, das war überraschend für mich. Wenn ich was sage, dann ist das in den letzten sieben Monaten ja nicht so gewesen."
Entbürokratisierung an Schulen: So sollen "Sokrates" und Teachers.direct helfen
Ein nächster Schritt sei nun die Entbürokratisierung an Schulen, sagte Wiederkehr. Konkret beinhaltet das Maßnahmenpaket etwa die Reform des Schulverwaltungssystems "Sokrates". Dort werden ab sofort Zeugnisse dauerhaft gespeichert. Zeugnisse können dann elektronisch an das Bildungsportal übermittelt werden, dort digital signiert und in der Folge elektronisch zugestellt werden. Derzeit müssen Zeugnisse 60 Jahre lang physisch aufgehoben werden. "Alles anders" werde für Lehrerinnen und Lehrer ab dem kommenden Frühjahr durch die App Teachers.direct. Anträge und Meldungen wie die einer Schwangerschaft müssen dadurch nicht mehr manuell ausgefüllt und an die Bildungsdirektion geschickt werden. Mit 31. August wurden bereits 80 Prozent der Rundschreiben aufgehoben. Die noch bestehenden Rundschreiben werden in einem weiteren Schritt überarbeitet. Außerdem gebe es ab kommendem Schuljahr eine Aufstockung bei den Sekretariaten.
Mehr Autonomie für Schulen bei Sprachförderung
Schulen erhalten künftig mehr Autonomie bei der Sprachförderung. Zur Feststellung des Sprachstands von Schülerinnen und Schülern werden aktuell am Ende jedes Semesters verpflichtende Testungen mit dem Instrument MIKA-D durchgeführt. Ab dem Schuljahr 2026/27 muss nur ein Mal pro Jahr eine verpflichtende MIKA-D -Testung durchgeführt werden - mit der Möglichkeit, optionale Testungen während des Semesters durchzuführen. Außerdem werde MIKA-D auch inhaltlich weiterentwickelt. Die Ressourcen für die Deutschförderung wurden von der Regierung bereits ausgebaut, zusätzliche Mehrkosten erwartet Wiederkehr nicht. Entlastungen für Lehrer soll es bei Kompetenzerhebungen der iKMPlus an Mittelschulen und AHS-Unterstufen geben. Offene Aufgabenformate werden künftig nicht mehr von Lehrpersonen, sondern dem Institut für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen bewertet.
Änderung bei Privatschulgesetz
Freiwillig wird die Verwendung des ABA-Portals, über das der Entstehungs- und Genehmigungsprozess der Vorwissenschaftlichen Arbeiten an den AHS bzw. der abschließenden Arbeiten an den BHS dokumentiert wird. "Das schafft Freiraum für die Schulen, den Planungs- und Entstehungsprozess wieder stärker auf der kommunikativen Ebene zwischen Lehrer und Schüler zu belassen und den Fokus intensiver auf den pädagogischen Prozess zu legen", so das Bildungsministerium. Derzeit in Begutachtung ist eine Änderung des Privatschulgesetzes. Dadurch sollen Entscheidungs- und Verwaltungswege vereinfacht werden. In den Bildungsdirektionen soll ein systematisches Anfrage- und Beschwerdemanagement eingerichtet werden.
Maßnahmen zur Entbürokratisierung an Schulen online einsehbar
Ab dem Frühjahr 2026 sollen alle Maßnahmen der Initiative "Freiraum Schule" sowie der Stand der Umsetzung online in einem "Freiraum-Tracker" einsehbar sein. Geschildert werden soll aber auch, weshalb andere vorgeschlagene Maßnahmen nicht umgesetzt werden. "Das ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Kulturwandel", so Wiederkehr.
Kritik der Lehrergewerkschaft an Wiederkehr
Die Lehrergewerkschaft kritisierte den Bildungsminister Wiederkehr scharf. Vorsitzender Paul Kimberger bezeichnete dessen Maßnahmen als "populistische Schlagzeilen". Seit Wiederkehr im Amt ist, gebe es zahlreiche Ankündigungen, die Kimberger als "pädagogischen Firlefanz" sieht. Dazu zählen neue Orientierungsklassen, Begleitung für suspendierte Schüler, Perspektivgespräche für Schulabbrecher, mehr Autonomie in der Sprachförderung und ein Kopftuchverbot für Mädchen bis 14. Diese Maßnahmen seien laut Kimberger zusätzliche Belastungen und schwer umsetzbar.
Die FPÖ ortete in dem Maßnahmenpaket "reine Kosmetik, weitere Null-Maßnahmen und eine Vielzahl loser Ankündigungen für die Bildungspolitik". Bildungssprecher Hermann Brückl kritisierte in einer Aussendung: "Lehrer, Schüler und Eltern brauchen keine PR-Shows und keine NEOS-Märchenstunden am laufenden Band, sondern endlich echte Reformen."
(APA/Red)