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Small World

Depardieu beeindruckt in solider Suter-Verfilmung: Bruno Chiche verfilmte den Bestseller-Roman als Fernsehspiel im Großbürger-Ambiente mit prominenter Besetzung. Österreich-Start am 17. Dezember.
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Der Schweizer Martin Suter ist ein Bestseller-Autor wie er im Buche steht. Schon sein Debütroman “Small World” verkaufte bisher fast eine Million Exemplare. Am Freitag (17. Dezember) läuft nun die Verfilmung des erfolgreichen Romans durch den französischen Regisseur Bruno Chiche (Jahrgang 1966) in den österreichischen Kinos an. Solide Unterhaltung, die eher fürs Fernsehen als für die große Leinwand geeignet scheint. Wirklich sehenswert ist einzig Filmstar Gerard Depardieu: Für seine immer stoischere und statischere Spielweise erweist sich die Figur des zunehmend von Demenz gezeichneten Konrad als ideal.

Depardieu, der schon in “Mammuth” als depressiver Pensionist auf Motorradfahrt in seine eigene Vergangenheit brilliert hatte und demnächst in “Potiche” an der Seite von Catherine Deneuve zu sehen sein wird, ist derzeit in überragender Spätform. Den alternden, verwirrten Hausmeister einer reichen Industriellenfamilie legt er zunächst als harmlosen Tollpatsch an, dessen Missgeschicke immer dramatischer werden – bis hin zur Abfackelung einer ganzen Ferienvilla. Doch nicht der Alkohol ist sein Problem, sondern eine rasch fortschreitende Alzheimer-Krankheit. Immer leerer wird sein Blick, immer reduzierter sein Wahrnehmungsvermögen, immer ausgeprägter seine Desorientiertheit. Er ist ein Fremdkörper in der ihren Reichtum zelebrierenden Familie, und doch offenbar auf unerklärliche Weise mit ihr verbunden.

Ähnlich geht es Simone (Alexandra Maria Lara), der jungen Frau des arroganten Enkels und künftigen Erben (Yannick Renier). Auch sie bleibt Außenseiterin in diesem herrschaftlichen Ambiente. Sie entwickelt Sympathie mit dem zunehmend hilflos wirkenden Konrad und beginnt nachzufragen. Doch während bei ihm die unmittelbare Vergangenheit sofort wieder verschwindet, wird sein Langzeitgedächtnis immer schärfer. Dadurch kommt auch langsam Licht in das dunkle Familiengeheimnis, in dessen Mittelpunkt die alte Matriarchin Elvira (Francoise Fabian) steht. Und deren Stiefsohn Thomas (Niels Arestrup), der mit Konrad als Kind das unzertrennliche Duo “Tomi-Koni” gebildet hatte, muss immer mehr erkennen, dass auch er und seine Ex-Frau Elisabeth (Nathalie Baye) Teil einer weitreichenden Lebenslüge sind.

Bruno Chiche konzentriert sich in seinem Film zu sehr auf Eleganz und Atmosphäre, als dass aus dieser Konstellation ein echter Thriller entstünde. Dafür fehlen “Small World” auch Tempo und Rhythmusgefühl. Nur Gerard Depardieu muss rein gar nichts machen, um seine ganze Wirkung zu entfalten. Und das kann der 61-jährige Franzose momentan einfach am besten.

www.smallworld-film.de

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