Weiter könnten die Roots nicht auseinanderliegen: Hier die beiden mittlerweile über 60-Jährigen Reggae- und Dub-Töner an Schlagzeug und brummenden Bass, die seit den 1970ern so etwas wie das Backbone der jamaikanischen Musikszene darstellen – u.a. war das Duo jahrelang die Rhythm Section der legendären Band Black Uhuru.
Da der 54-jährige Norweger mit seinen subtilen, versponnenen und oft elektronisch verfremdeten Trompeten-Sounds.
Zusammenspiel der Gegensätze am Jazzfest
Damit ein Zusammenspiel solch musikalischer Gegenpole überhaupt funktionieren kann, braucht es dezente Anpassung auf jeder Seite: Sly Dunbar hat zwar immer noch seinen knochentrockenen Drumbeat, Robbie Shakespeare könnte seine Basstöne regelmäßig Richtung Magengrube der Fans schicken – aber er geht die Sache an dem Abend meist eher zurückhaltender an, um ein optimales Fundament für den neu gewonnen Freund Molvaer zu bieten.
Der Norweger kommt mit eindringlich samtenem Spiel daher, schwebt quasi über dem Rhythmus-Teppich – und hebt mit seinem Spiel dann ab, wenn er seine Töne durch allerlei elektronische “Mangeln” dreht. So entstehen wunderschöne, dicht verwobene und fein strukturierte Klanggespinste. Überwiegend sind es großartige Nummern ohne jeden Anklang an Bekanntes – mit Ausnahme einer Section, in die Robbie Shakespeare die Anfangs-Vocals von Pink Floyds “Another Brick In The Wall” integriert (“We don’t need no education, we don’t need no thought control…”).
Das Zusammenspiel der Gegensätze, das so hervorragend an diesem Abend harmonierte, zeigte einmal mehr, worum es beim Wiener Jazzfest geht: Hervorragende Musik, nicht mehr und nicht weniger. Die auch mehr Publikum verdient hätte.
(APA)