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Slowenien schafft Wehrpflicht ab

Slowenien wird schon im Herbst die Wehrpflicht abschaffen. Wie die slowenische Tageszeitung „Delo“ berichtet, sind im Mai keine Präsenzdiener mehr einberufen worden.

Ursprünglich hatte sich die slowenische Regierung mit der Einführung des Berufsheeres bis zum Ende des kommenden Jahres Zeit lassen wollen. Wegen der rapide sinkenden Zahl von Jungmännern sei eine Fortführung des Präsenzdienstes aber nicht mehr sinnvoll, schreibt die Zeitung.

So seien im April lediglich 255 Präsenzdiener eingerückt. Sie würden als Wachen oder bei protokollarischen Anlässen eingesetzt, schreibt „Delo“. Zahlreiche junge Slowenen umgehen den Pflichtdienst in der Armee, indem sie sich zum Zivildienst melden oder von Ärzten Untauglichkeit attestieren lassen.

Nach Angaben der Zeitung droht durch die Abschaffung des Wehrdienstes aber eine „operative Lücke“ in der slowenischen Armee zu entstehen. Derzeit gebe es dort nämlich viel mehr „Häuptlinge als Indianer“. So zählt das slowenische Heer 1.500 Offiziere, 2.100 Unteroffiziere und 1.500 Berufssoldaten. In einigen Einheiten – etwa dem 760. Artillerie-Bataillon in Windisch-Feistritz (Slovenska Bistrica) – ist die Situation besonders krass. Von 60 Angehörigen des Bataillons sind lediglich acht einfache Soldaten, der Rest sind Unteroffiziere oder Offiziere.

Bereits im Februar habe sich der Generalstab der slowenischen Armee mit dem akuten Soldatenmangel befasst und einen Befehl zur Reorganisation der Tätigkeit in den betroffenen Einheiten ausgegeben. Zu den verpflichtenden Aufgaben dieser Einheiten zählt seither unter anderem auch die tägliche sportliche Betätigung.

Die slowenische Regierung hatte im Frühjahr 2002 überraschend eine Initiative der Opposition aufgegriffen und – wohl mit Blick auf die NATO-Mitgliedschaft des Landes – die Einführung des Berufsheers bis zum Ende des Jahr 2004 angekündigt. Im März dieses Jahres hatte Verteidigungsminister Anton Grizold gegenüber der APA angekündigt, dass die Kampfstärke der slowenischen Armee künftig zwischen 14.000 und 18.000 Soldaten liegen soll. Die Zahl der Berufssoldaten soll von derzeit etwa 5.000 auf 8.000 erhöht werden. Eine „freiwillige Reserve“ soll die durch die Abschaffung des Präsenzdienstes entstehende Lücke ersetzen. Allerdings ist eine Werbekampagne der Regierung zur Anwerbung von Berufssoldaten und Reservisten im Vorjahr wenig erfolgreich verlaufen.

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