Skilegenden auf Fraxerns Alpen

In den Sommermonaten beansprucht das Vieh der Landwirte die Weiden unter der Hohen Kugel. Im Winter – bei ausreichender Schneelage – trifft man hier auf Erholungssuchende, welche sich mit Tourenschiern, Schneeschuhen oder auf Schusters Rappen fortbewegen.
Nicht so am 6. und 7. Jänner 1954, als der SV-Fraxern damals die landesweiten Nachwuchsmeisterschaften durchführte und die beiden Tage in Fraxern ganz im Zeichen des alpinen Skisports standen. Florian Summer aus Fraxern, achtfacher Vereinsmeister und Vorderlandmeister, der erst dem Jugendalter entwachsen war, nahm als Vorläufer am Abfahrtsrennen teil, das vom Kugelrücken bis hinunter nach Dürawürt führte. Mit leuchtenden Augen erinnert sich der heute 89-Jährige zurück. “Wir waren fasziniert von den Leistungen der Jugendlichen vom Arlberg und Montafon, blickten aber auch neidvoll auf ihre modernen Skischuhe und ihre fortschrittliche Ausrüstung.”
Die Zusage der Ski-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Trudi Jochum-Beiser vom SC-Arlberg in Lech, diese Meisterschaft in beratender Funktion zu unterstützen und als Vorläuferin am Slalom teilzunehmen, hat für enormes Publikumsinteresse gesorgt. Von den damals knapp 450 Einwohnern von Fraxern schien es, als wären alle mit dabei. An beiden Tagen herrschte Festtagsstimmung. Die meisten Häuser waren mit Fahnen geschmückt und die Bürgermusik Fraxern spielte bei der abschließenden Siegerehrung im Dorf.
Manpower anstatt Schlepplifte und Pistenraupen
Für den damaligen Obmann Otto Nachbaur, für Funktionäre und für die Aktiven war die Durchführung dieser Meisterschaften eine Ehre, jedoch auch eine besondere Herausforderung, da kein Lift und keine Pistenraupen vorhanden waren.
Man war sich im Klaren, dass die Strecke für den Abfahrtslauf und für den Slalombewerb mit den Skiern an den Füßen präpariert werden musste. Ein Heer von Vereinsmitgliedern und Bewohnern von Fraxern haben sich dazu bereit erklärt.
Eine Absicherung der Rennstrecke im heutigen Ausmaß war damals unüblich. In wochenlanger Arbeit mussten bereits im Herbst Steine weggeräumt und teilweise gesprengt werden, um ein ordentliches Rennen zu gewährleisten. Dennoch kam es im Training zu einem schweren Unfall, woraufhin man kurzfristig die geplante Strecke verkürzen musste.
Nachwuchstalente gelangten zu Weltmeister- und Olympiasiegerehren
Liest man sich durch die Ergebnislisten dieser Meisterschaften, stößt man auf klingende Namen von späteren Skigrößen. Sieger in der Jugendklasse I aus beiden Bewerben wurde Gerhard Nenning, vor seinem Vereinskollegen vom SC-Arlberg Egon Zimmermann. Trotz seiner erst 13 Jahre fuhr Nenning die Tagesbestzeit und überzeugte damit vor seinen älteren Mitbewerbern. Bei den Mädchen machte Erika Netzer vom SC-Montafon auf sich aufmerksam.
In späterer Folge gelang Nenning 1968 der Gesamtsieg im Abfahrtsweltcup. Silber- und Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften waren weitere Höhepunkte in seiner Karriere. Egon Zimmermann, wie auch Gerhard Nenning stammten aus Lech. Im Jahr 1962 sicherte sich Zimmermann den Weltmeistertitel im Riesentorlauf und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck. Erika Netzer gewann dreimal Edelmetall bei Weltmeisterschaften.