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Sind unsere Kinder und Jugendlichen ein Problem?

Hohe Raucherraten, hohe Gewaltbereitschaft und ungesunder Lebenswandel: Am Donnerstag gab die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit Informationen zum Stand in Österreich. Und betonte, dass die kritische Lage nicht Schuld der Kinder und Jugendlichen selbst sei.

2010 veröffentlichten Unicef und OECD Zahlen zum Gesundheitsstand und Risikoverhalten von Kindern und Jugendlichen – ein Bericht, der “erschreckend” für Österreich ausgefallen ist: 27% der Jugendlichen hierzulande rauchen regelmäßig, 20% kämpfen mit Essstörungen und mit 25% Prozent halten wir die höchste Rate an Gewalterfahrungen bei Kindern und Jugendlichen in Europa.

“Doch die Jugendlichen sind nicht das Problem. Sie haben ein Problem. Nämlich die Tatsache, dass 60.000 von ihnen in Österreich nicht die Therapien erhalten, die sie benötigen“, kritisiert Klaus Vavrik, Präsident der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, am Donnerstag in Wien. Der Grund sei, dass hierzulande Therapien für Kinder und Jugendliche nicht auf Krankenschein möglich sind. Die Krankenkassen verlangen immer noch, dass mindestens 40% der kostspieligen Therapien von den Betroffenen selbst bezahlt werden müssen. „Sozial schwache Familien können sich das einfach nicht leisten. Somit entsteht auch hier eine Zwei-Klassen-Medizin in Österreich“, so Vavrik. Die Forderung der Liga: Kostenloser Zugang zu dringend benötigten Therapien für Kinder und Jugendliche.

Österreich weit zurückentwickelt

Auch Ulla Konrad, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen, bemängelt: „In Österreich gibt es keine Basisversorgung bei Kinder- und Jugendpsychiatrie, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten. Die Krankenkassen kommen einem nicht entgegen. Wir liegen in dieser Hinsicht noch hinten.“

Das unterstreicht auch Christian Kienbacher, Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie: „Eine 16-Jährige, die vor kurzem einen Selbstmordversuch verübt hatte, musste in eine Einrichtung für Erwachsene gebracht werden, weil es für Jugendliche einfach nicht genug betreuende Kliniken gibt.“

„Fälle wie Cain und Lukas werden wieder passieren“

Auch das Gewaltrisiko in Familien wurde diskutiert. Mehr Zivilcourage und Sensibilität von Seiten der Bevölkerung fordert Christian Vielhaber, Obmann des Österreichischen Kinderschutzbundes. „Fälle wie die Tragödie des kleinen Cain in Vorarlberg passieren nicht von heute auf morgen, die haben eine Vorgeschichte.“ Die Menschen müssten lernen, bei Gewaltverdacht in anderen Familien nicht mehr wegzuschauen, so Vielhaber.

„Bei Missbrauchsfällen wie Lukas oder Cain sind viele Leute in Tränen ausgebrochen. Man darf aber nicht vergessen, dass es im ganzen Land so viele Kinder in der gleichen Situation gibt. Solche Fälle werden wieder passieren! Es braucht ein Umdenken in der Bevölkerung: Prävention, nicht Betroffenheit, wenn es zu spät ist.“

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