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Sightseers - Trailer und Kritik zum Film

Nachdem er seinem Wohnwagennachbarn mit einem schweren Felsbrocken den Schädel eingeschlagen hat, wirkt Chris erleichtert. Der launische Campingfreund brauchte einfach ein Ventil für seine Wut auf den schicken Wohnwagen, den weißen Yorkshire-Terrier und auf die fast unerschütterliche Höflichkeit des Paares aus dem Nachbarcaravan. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Da kam der Stein wie gerufen – und die Kamera des Toten kann Chris im ersten Pärchenurlaub mit seiner neuen Freundin Tina ohnehin gut gebrauchen. Ab Freitag im Kino.

Ganz recht: “Sightseers” mischt klassisches Splatter-Kino mit einem Schuss Romantik und rührt das Ganze in eine Schwarze Komödie. Im Gegensatz zum ebenfalls britischen Actionthriller “The Crime”, der am gleichen Tag startet, ist Ben Wheatleys Film alles andere als einem eindeutigen Genre zuzuordnen.

In “Sightseers” ziehen Chris (Steve Oram) und Tina (Alice Lowe) mit ihrem Wohnwagen eine Blutspur durch die englische Provinz. Tina ist weit jenseits der 30 und wohnt noch bei ihrer Mutter. Auf dem Beifahrersitz von Chris träumt sie von der lang ersehnten Unabhängigkeit. Um ihn zu verführen, legt sie sogar ihre Funktionsjacke ab und schlüpft in selbstgehäkelte Reizwäsche in Altrosa, mit Schlitz zwischen den Beinen. Der rustikale Brite wiederum versucht, seine Freundin mit touristischen Highlights wie dem Straßenbahnmuseum oder einer Bleistiftausstellung zu begeistern. Zwei Außenseiter haben sich gesucht und gefunden.

“Sightseers”: Serienkiller in praktischen Funktionsjacken

Und “Sightseers” setzt auch maßgeblich auf das humoristische Talent seiner Schauspieler. Kennengelernt haben sich die Hauptdarsteller, die auch das Drehbuch verfasst haben, nicht als Schauspieler, sondern als Comedians bei einem Auftritt in London. Bei vielen Gags in ihrem Film zündet die Pointe allerdings nicht so recht. Zwar lässt das Drehbuch die Figuren immer wieder in absurde Situationen geraten und verwickelt die Charaktere in Dialoge zum Fremdschämen. Die Darstellung der Hauptfiguren bewegt sich dabei allerdings meist in einem inszenatorischen Nirgendwo: Chris und Tina sind zu überzeichnet, um glaubwürdig zu wirken und gleichzeitig zu normal, um ernsthaft anzuecken. Insgesamt bleibt Wheatleys Film oft zu harmlos.

Die kaum nachvollziehbaren Launen von Chris und Tina taugen zwar, um den Plot voranzutreiben, nutzen sich aber schnell ab. Auch die Romanze zwischen dem jähzornigen Biedermann und seiner manchmal fast unterwürfigen Freundin kann die Zuschauer nicht in ihren Bann ziehen. Erst ganz zum Schluss erreicht “Sightseers” mit einem kräftigen Seitenhieb gegen Chris’ männliche Dominanz seinen ambivalenten Höhepunkt – leider zu spät.

(APA)

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