Siegerprojekt steht fest: So wird der Wiener Naschmarkt umgestaltet

Planungsstadträtin Ulli Sima und der Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart (beide SPÖ), haben am Montag gemeinsam mit dem Projektteam das Siegerkonzept für Neugestaltung des Wiener Naschmarktes vorgestellt. Die Bauarbeiten sind für den nächsten Herbst geplant.
Hitzeinsel am Wiener Naschmarkt soll begrünt werden
Es sei laut Sima ein Privileg, die Möglichkeit zu haben, einen so zentralen Ort zu transformieren und zu gestalten. Gemeinsam mit den Gewinnern des Wettbewerbs, dem Architekturbüro "Mostlikely" und der "D/D Landschaftsplanung", werde die 12.000 Quadratmeter große Fläche, die zu den bekanntesten Hitzeinseln der Stadt gehöre, von einer innerstädtischen Betonwüste und einem Autofriedhof zu einem begrünten und entsiegelten Bereich umgestaltet.
Im vergangenen Jahr wurde der "Masterplan" vorgestellt, der das Ergebnis eines ausführlichen Prozesses der Bürgerbeteiligung, Grundlagenstudien und eines europaweiten Ideenwettbewerbs war. Das Ziel war es, westlich der Kettenbrückengasse auf der Parkplatzfläche einen großflächigen Grünraum zu schaffen. Dabei soll der samstägliche Flohmarkt erhalten bleiben, so die Aussage der Landschaftsplanerin Sabine Dessovic.
64 Bäume werden am Wiener Naschmarkt neu gepflanzt
Laut Dessovic soll der Parkplatz eine umfassende Umgestaltung erfahren. An Tagen ohne Flohmarkt soll dieser Abschnitt vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für kreative Aktivitäten bieten. Die große Parkfläche wird mit ausgedehnten Rasenflächen, Grasbeeten und Sitzgelegenheiten gestaltet und wird auch 64 neu gepflanzte Bäume enthalten. Zusätzlich wird ein 250 Quadratmeter großes, flexibel steuerbares Wasserspiel installiert, das im Sommer für Erfrischung sorgen wird. Durch die Begrünung wird zudem die Kaltluftschneise entlang des Wienflusses verstärkt, wie Dessovic betont.
Laut Architekt Mark Neuner von "Mostlikely" sollen im Zuge der Neugestaltung des Marktbereiches drei Komponenten umgesetzt werden, die unter dem Projektname "Blühender Naschmarkt" zusammengefasst werden: ein grüner Park zur Erholung in der Nachbarschaft, ein belebter Ort für sozialen Austausch und ein Zentrum für regionale Produkte, auch bekannt als "Bauch von Wien".
Gemäß dem "Masterplan" wurde das Projektgebiet erweitert, indem der Landparteienplatz östlich der Kettenbrückengasse einbezogen wurde. Dort plant man, ein Foyer zu errichten, das als Raum für regionale, das ganze Jahr über verfügbare, verarbeitete Produkte dienen soll, erläutert Neuner. Die Umsetzung dieses "zarten Eingriffs" erfolgt unter einem begrünten Dachgarten und mit einer Fassade, die sich öffnen und schließen lässt, um die Kaltluftschneise nicht zu beeinträchtigen.
Bauernmarkt am Wiener Naschmarkt wird aufgewertet
Obwohl der Bereich für den Bauernmarkt nicht erweitert wird, wird er durch Schattenspender, mobile Überdachungen und Grünflächen aufgewertet. Die Möblierung des Bauernmarktes hat das Ziel, die gemeinschaftliche Nutzung zu fördern: Eine offene Marktküche kann tagsüber für Workshops oder Kochkurse genutzt werden. Neuner betonte, dass ihre Vision darin besteht, dass in Zukunft jedes Kind eine Exkursion dorthin unternimmt, um über die Herkunft und Zubereitung von Lebensmitteln vom Feld bis zum Teller zu lernen. Dadurch erfüllt das Konzept auch eine Bildungsaufgabe.
Sima freute sich, dass viele zentrale Anliegen der Bürgerinitiative im Konzept übernommen wurden. Besonders hob sie die Schaffung einer großen grünen Fläche ohne kommerzielle Nutzung hervor. Des Weiteren wird es keine neuen groß angelegten Bauvorhaben geben und öffentliches Parken wird ebenfalls ausgeschlossen. Der gesamte Planungsprozess, der zur Entwicklung des Gestaltungskonzepts führte, soll nächste Woche veröffentlicht werden.
Gemäß Sima ist die weitere Detailplanung des Projektes nun an der Reihe. Die Bauarbeiten sollen ab Herbst 2024 in verschiedenen Phasen beginnen, um den laufenden Marktbetrieb während der Bauphase aufrechtzuerhalten. Obwohl es innerhalb eines Jahres nicht vollständig abgeschlossen sein wird, wird jedoch gehofft, dass bis dahin ein großer Teil der Begrünungsarbeiten abgeschlossen sein wird.
Gemischte Reaktionen auf Umgestaltung von Wiener Naschmarkt
Die Wiener Grünen freuten sich über das Vorhaben: "Zum Glück sind damit die Betonpläne von Stadträtin Ulli Sima endgültig vom Tisch. Der grüne Park am Naschmarkt kommt", sagte Peter Kraus, Parteivorsitzender der Grünen Wien, in einer Aussendung. Das Konzept sei ein Erfolg für engagierte Anrainerinnen und Anrainer, die für mehr Grünflächen gekämpft haben. Die Grünen Wien und die Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" haben vor zwei Jahren über 20.000 Unterschriften für eine zeitgemäße Begrünung des Naschmarkt-Parkplatzes gesammelt. Angesichts der Klimakrise dürfe es aber nicht bei einzelnen "Behübschungsmaßnahmen" bleiben.
Die Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" begrüßte die Begrünung in einer Mitteilung grundsätzlich, betonte aber auch: "Die geplanten 65 Bäume erscheinen uns trotz geplanter Grünflächen und Gräserbeeten aber nicht ausreichend, um auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern für genügend Schatten sorgen zu können", wie Sprecherin Monika Ferdiny sagte. Skeptisch zeigte sich Ferdiny dagegen beim geplanten Marktraum mit Dachgarten. Hier würden Detailplanungen fehlen, hieß es. "Der Bauernmarkt wird offenkundig an die Ränder der Wienzeilen gedrängt". Ferdiny forderte zudem Maßnahmen zur Verbesserung des Angebots der Stände und Transparenz bei deren Nachbesetzung.
Die FPÖ sprach in einer ersten Reaktion von einem "Parkplatz-Massaker" und wertete das Konzept als "Anschlag auf den Naschmarkt". Sie forderte am Montag unter anderem eine Erweiterung des Marktes auf der Fläche vis-à-vis der Preßgasse um ein "Österreich-Kulinarium" mit Ständen für regionale Produkte, die Realisierung einer "Naschmarkt-Garage sowie den Erhalt des Flohmarkts sowie eine Neugestaltung der Kettenbrücke mit Begegnungszone als Tor zum Markt.
(APA/Red)