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Siedler erschießen junges Mädchen

Israelische Siedler haben in der Stadt Hebron nach Angaben von Augenzeugen ein 14-jähriges Mädchen erschossen und mindestens sieben andere Menschen verletzt.

Zu den Zusammenstößen kam es bei dem Trauerzug für einen am Freitag getöteten Siedler. Nach palästinensischer Darstellung verwüsteten die aufgebrachten Trauergäste mehrere palästinensische Häuser. Nach Angaben von Radio Israel kam es zu den Zusammenstößen, als Palästinenser den Trauerzug mit Steinen bewarfen. Bei dem Hinterhalt am Freitagnachmittag waren insgesamt vier Siedler erschossen worden. Die Suche der israelischen Armee nach den Mördern blieb bisher erfolglos.

Die 14-Jährige habe bei dem Angriff der jüdischen Siedler auf dem Balkon ihres Hauses gestanden, als sie durch einen Kopfschuss getötet worden sei, berichtete ihr Bruder, der ebenfalls verletzt wurde. Insgesamt wurden nach palästinensischen Angaben mindestens sechs Menschen verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe nur von einem Verletzten Kenntnis. Ein palästinensischer Zeuge erklärte, die Armee habe bei den Ausschreitungen eine Stunde lang tatenlos zugesehen. Schließlich habe die Polizei eingegriffen.

In Hebron im südlichen Westjordanland leben 400 fanatische israelische Siedler unter rund 120.000 Palästinensern. Der größere palästinensische Sektor der geteilten Stadt wurde wie alle Autonomiestädte außer Jericho im vergangenen Monat wieder von der israelischen Armee besetzt.

Verschiedene palästinensische Gruppierungen im Westjordanland und im Gazastreifen haben nach Informationen der israelischen Zeitung „Haaretz“ Beratungen über eine Einstellung oder Einschränkung von Angriffen auf Israel wieder aufgenommen. An ihnen nähmen unter anderen der Gaza-Sicherheitschef Mohammed Dahlan, der Fatah-Führer im Westjordanland, Hussein el Scheich, und der dortige Hamas-Führer Scheich Hassan Jussuf teil, meldete das Blatt. Der seit April in Israel inhaftierte Tansim-Chef Marwan Barguti und der geistliche Hamas-Führer Scheich Ahmed Jassin seien informiert.

Nachdem Dienstag früh bei einem israelischen Luftangriff auf Gaza- Stadt der militante Hamas-Führer Salach Schehade und 14 Zivilisten getötet worden waren, hatten alle Palästinenser-Gruppierungen Rache geschworen und sämtliche Zusagen für eine Einstellung der Angriffe auf Israel für nichtig erklärt.

In Jerusalem traf am Sonntag der amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson mit dem israelischen Außenminister Shimon Peres zusammen. Dabei forderte Jackson Israel auf, den Siedlungsbau zu stoppen, um eine günstige Atmosphäre für die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zu schaffen. Peres erwiderte, zu Gesprächen könne es erst kommen, wenn die Palästinenser gegen Extremisten vorgingen.

Die Vereinigten Staaten nannten zum ersten Mal Bedingungen für die Unterstützung einer Nahost-Resolution. Der amerikanische UNO-Botschafter John Negroponte sagte am Freitag vor dem Sicherheitsrat in New York, seine Regierung lehne den Entwurf arabischer Staaten zu dem israelischen Luftangriff in Gaza ab. Nach Informationen eines US-Diplomaten sagte Negroponte, künftige Entschließungen müssten eine klare Verurteilung des palästinensischen Terrorismus enthalten und dabei konkret die Organisationen Hamas, Islamischer Dschihad und die Al-Aksa-Brigaden benennen. Letztere bekannten sich am Freitag zu einem Überfall im Westjordanland, bei dem vier jüdische Siedler erschossen wurden.

Als weitere Anforderung an jede Nahost-Resolution nannte Negroponte den Aufruf an beide Konfliktparteien, eine politische Lösung anzustreben. Außerdem müsse die Forderung nach einem Abzug israelischer Truppen aus den palästinensischen Gebieten mit einem Hinweis auf die besonderen Anforderungen für die Sicherheit Israels verbunden werden.

Am Sonntag nahmen israelische Soldaten bei Jenin nach Angaben der Organisation Islamischer Dschihad drei ihrer Mitglieder fest. Ebenfalls im Dorf Burkin forderten Soldaten die Familie eines im vergangenen Jahr getöteten Mitglieds der Al-Aksa-Märtyrerbrigade zum Verlassen ihres Wohnhauses auf. Anschließend zerstörten die Soldaten das zweistöckige Gebäude.

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