Siebter Red Bull Flugtag
Kreative Höhenflüge und skurrile Geistesblitze im Luftraum über der Wiener Donauinsel hatten am 21. September Originalität und Erfindergeist das Sagen. Unglaubliche Szenen, ebensolche Fluggeräte und knapp 60.000 wetterfeste Zuschauer – beim siebten Red Bull Flugtag in der Bundeshauptstadt wurde erneut Luftfahrtgeschichte geschrieben. Teamgeist, Kreativität und eine einzigartige Performance auf der Rampe wie auch beim Flug ließen das Team Würfelflieger einen sicheren Sieg nach Hause fliegen.
Herunter kommen sie alle diese alte Fliegerweisheit bewahrheitete sich beim 7. Red Bull Flugtag abermals.
Und wer traute sich als Ländle-Vertretung über die Rampe?
Sie wollten hoch hinaus, sind aber im wahrsten Sinne des Wortes auf die Schnauze gefallen. Fünf Lustenauer haben am vergangenen Sonntag beim Red Bull Flugtag in Wien versucht, alle Rekorde zu brechen. Sie wurden vor dem Start sogar als Favoriten gehandelt. Ein Konstruktionsfehler hat dann aber beim Rennen alle Hoffnungen zu Nichte gemacht.
Es sollte eigentlich der ganz große Tag von Rainer, Gerry, Marcel, Ernst und Martin werden. Sie wollten einmal mit Hannes Arch, Sigi Grabner und den anderen Red Bull Sportlern auf einer Bühne stehen und sich von Tausenden Menschen feiern lassen. Mehr als 400 Arbeitsstunden hatten sie in die Entwicklung einer XI-Berg Fluglinie gesteckt und waren mit großen Erwartungen nach Wien gekommen. Die Chancen standen auch bis zuletzt auf Erfolgskurs. Nach der ersten Punktebewertung ihrer Flugkonstruktion durch die Jurymitglieder lagen sie noch unter den top five. Dann kam vom Tower die Starterlaubnis und die fünf Lustenauer versuchten abzuheben. Noch während die Motoren gezündet wurden, sah alles vielversprechend aus. Das Fluggerät rollte auf die angewiesene Startbahn und bekam von den Crew-Mitgliedern den nötigen Schub verpasst. Pilot Rainer Weber checkte die Fluginstrumente und steuerte auf Erfolgskurs. Dann aber geschah das, woran niemand auch nur im Entferntesten gedacht hatte. Die Vorderachse brach, und noch bevor der Pilot wusste wie ihm geschah, steckte auch schon seine Schnauze im Boden. Mit großen Anstrengungen versuchte die Crew noch das Startmanöver zu retten, musste dann aber resignieren und abbrechen. Um sich zumindest noch ein paar Punkte der Jury zu sichern, stürzten die 4 Besatzungsleute das Fluggerät samt Piloten kurzerhand kopfüber in die unter ihnen liegende Donau. Aus war der Traum des großen Red Bull Flugtag Siegertitels und den damit verbundenen Prämien.
Die Jurymitglieder allen voran Red Bull Air Race Pilot Hannes Arch hatten aber das große Flugpotential der Lustenauer Entwicklung erkannt und die Performance mit je 5 von 6 möglichen Punkten belohnt. Nur Lifeball-Organisator Gery Keszler konnte der XI-Berg-Show trotz stylischem 70er Jahre Outfit nichts abgewinnen. Seine nur 2 Punkte ließen ein empörtes Raunen durch die Zuschauermenge in der Brigittenauer Bucht gehen und führten schlussendlich zu einem enttäuschenden 24. Rang.
Wie sieht nun die Zukunft der Lustenauer Flugzeugingenieure aus? Sie wollen keineswegs ihren Traum von einer eigenen XI-Berg Airline aus den Augen verlieren und werden keine Kosten und Mühen scheuen, beim nächsten Red Bull Flugtag in 4 Jahren mit einer verbesserten Achsenkonstruktion und ausgetüftelter Technik erneut auf Titeljagd zu gehen. In der Zwischenzeit muss aber auch noch die Formel 1 verdächtige Konstruktion für das nächste Seifenkistenrennen entwickelt werden. Es gibt also viel zu tun für die Ländle-Piloten.
Dass die Entscheidung auf einen Würfel fällt, damit hatten die Sieger aus St. Martin in Oberösterreich am allerwenigsten gerechnet. Unglaublich, wir haben absolut nicht damit gerechnet und waren bis zuletzt skeptisch ob unsere Konstruktion halten wird. Jetzt sind wir überglücklich, spricht Pilot Martin Steininger für seine Würfelflieger-Crew. Knapp dahinter landete mit SG 38 Meets Red Bull Pigeon ein Team aus Wien. Mit den Kräften eines rot-blau gewandeten Superhelden erflog sich Captain Hero und damit eine weitere oberösterreichische Mannschaft (aus Rohrbach) die Gunst der Jury und komplettierte das Fliegerpodest.
Die Spezialwertung mit der Tageshöchstweite sicherten sich Red Butterfly aus Klagenfurt (KTN); sie landeten erst nach 14,5m und somit am weitesten entfernt von der Startrampe in der erfrischenden Donau. Nicht jeder Pilot hatte seinen Blick auf die Weitenmessung gerichtet, sondern sorgte für eine königliche Unterhaltung der Zaungäste; zahlreich waren sie dem Motto es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung gefolgt. Vom anspruchsvollen Flugwetter unbeeindruckt, verliehen sie der feucht-fröhlichen Show die perfekte Kulisse. Von Lachkrämpfen gebeutelt, wurde das letzte Team Look A Like Goldi nach knapp vier Stunden Flugzeit mit ebenso großer Begeisterung zu einer perfekten Landung geklatscht wie Startnummer 1, das Team Honigluder.
Eröffnet wurde das Flugspektakel vom Führenden in der Red Bull Air Race Serie, dem Österreicher Hannes Arch, der seine Edge 540 akrobatisch über die Brigittenauer Bucht pilotierte und für die ersten Begeisterungsstürme im Publikum sorgte. Pünktlich um 12.00 Uhr ging Team Nummer 1 über die Rampe, um nach kurzem Flug in die Donau zu stechen. Die AUA-Aktie landete ebenso im Sturzflug im Wasser wie auch Petrus und seine Jünger nicht den richtigen Draht nach oben aufbauen konnten. Doch nicht nur auf der Rampe zeigten die illustren Teams Sehenswertes, auch abseits davon warteten mitgereiste Fans mit allerlei Spezialitäten auf. Vom gefüllten Jausenkorb über den teameigenen Stammtisch bis hin zur Krocha-Show boten sich den 120.000 Augenpaaren Bilder unglaublicher Begeisterung und Spaß an der Freude. Bis zu acht Stunden Fahrzeit hatten die Teilnehmer auf sich genommen, von den Arbeitsstunden im Vorfeld ganz zu schweigen. Zahlen zwischen 300 und 500 kursierten im Fahrerlager. Doch für die Piloten im Cockpit hatten sich die Mühen gelohnt.
Die Kreativität von Team und Fluggerät wurde bereits von der Vormittagsjury mit Clemens Doppler, Peter Gartmayer, Benjamin Karl und Andreas Giner unter der Aufsicht von Headjudge Sigi Grabner im Terminal bewertet. Für die Performance auf der Rampe und in der Luft vergab die Jury Andreas Goldberger, Gery Keszler, Gitta Saxx, Hannes Jagerhofer, Hannes Arch, Tom Walek und dem Titelverteidiger Andreas Giner ihre Wertung. Als drittes Kriterium entschied die Weite über Sein oder nicht ganz vorne dabei sein am heutigen Tag. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, ganz nach dieser Gesinnung ist hier die Freiheit für Ideen auf jeden Fall grenzenlos gewesen. Die Stimmung war trotz des schlechten Wetters super, die Teams haben Beigeisterung und positive Energie mitgebracht und auf die Zuschauer übertragen, so die Bilanz von Chefjuror und Snowboardprofi Sigi Grabner (3. Platz PGS Olympia 2006). Sieger sind an diesem Flugtag alle – auf und neben der Strecke, definitiv!