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Sieben Tote bei Anschlag

Der Bombenanschlag auf die Hebräische Universität von Jerusalem, bei dem sieben Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt wurden, war kein Selbstmordanschlag.

Der Sprengsatz detonierte zur Mittagszeit in der vollbesetzten Cafeteria der Universität. Entgegen ersten Berichten ging die Polizei später nicht mehr von einem Selbstmordanschlag aus. Die Bombe sei offenbar in dem Gebäude versteckt gewesen, möglicherweise in einer Tasche, hieß es. Es war der zweite Anschlag in Jerusalem in zwei Tagen.

Zurzeit werden in der Universität Prüfungen abgenommen; die Cafeteria im Internationalen Studentenzentrum war gut besucht. Der Campus am Scopusberg ist eine jüdische Enklave inmitten eines palästinensischen Viertels im Ostteil Jerusalems. Die meisten der Studenten sind Juden, aber auch viele Araber und Ausländer sind dort immatrikuliert.

Die Universität galt bisher als Insel der Toleranz in Jerusalem. An den Eingängen herrschen scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Studenten berichteten, sie hätten jedes Mal ihre Rucksäcke durchsuchen lassen müssen. Der stellvertretende Leiter der Schulzeitung berichtete, sein Blatt habe bereits im April genau jene Art von Anschlag vorausgesagt, der jetzt passiert sei. Vermutlich sei der Täter über den Einfassungszaun geklettert, was keine Schwierigkeit sei.

Zu dem Anschlag bekannte sich die radikalislamische Hamas-Organisation, wie der arabische Fernsehsender „Al Jazeera“ berichtete. Hamas-Führer Scheich Ahmed Yassin stellte eine Verbindung zwischen dem jüngsten Anschlag und dem israelischen Luftangriff auf Gaza in der vergangenen Woche her, bei dem der Hamas-Kommandant Salah Shehadeh und 14 andere Palästinenser, darunter neun Kinder, getötet wurden.

Die palästinensische Autonomieregierung verurteilte die Bluttat und gab dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon die politische Verantwortung für die Spirale der Gewalt. Die israelische Regierung erklärte, sie kämpfe weiter für das Recht der Israelis, ohne Furcht vor einem Anschlag in einem Bus fahren oder in einer Cafeteria sitzen zu können.

Ein 19-jähriger Student aus Großbritannien, Alastair Goldrein, erlebte den Anschlag als Augenzeuge. Er berichtete: „Ich war auf dem Weg zum Mittagessen, als es eine riesige Explosion gab. Alles schwankte, und dann herrschte auf einmal Totenstille. Ich rannte hinein, und ich sah schreiende Leute in ihrem Blut liegend. Die Szenen sind unbeschreiblich – überall zerrissene Kleiderstücke und Körperteile.“

Erst am Dienstag hatte sich ein 17-jähriger Palästinenser in Jerusalem vor einem Schnellimbiss in die Luft gesprengt und sieben Passanten verletzt. Der aus Bethlehem stammende Attentäter war sofort tot. Bei mehr als 70 von Palästinensern verübten Selbstmordanschlägen kamen in den vergangenen 22 Monaten mehr als 250 Israelis ums Leben.

Die EU gewährte den Palästinensern am Mittwoch 9,5 Millionen Euro an humanitärer Hilfe und begründete dies mit der schlechten Versorgungslage in den Autonomiegebieten. Mit der Zahlung sei die Gesamtsumme der humanitären Hilfe für die Palästinenser in diesem Jahr auf 18 Millionen Euro gestiegen. Es gebe keine Hinweise, dass diese Finanzmittel in dunkle Kanäle flössen, erklärte die EU-Kommission.

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