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Sieben Minuten nach Mitternacht - Kritik und Trailer zum Film

Conor (Lewis MacDougall) hat Albträume. Von einem riesigen Baum-Monster, das nachts vor seinem Fenster auftaucht und ihm seltsame Geschichten erzählt. Und das ihn dazu zwingen will, sich mit seinen tief verborgenen, schlimmsten Ängsten auseinanderzusetzen. Denn die Mutter des Zwölfjährigen (Felicity Jones) ist schwer krank und wird vielleicht sterben...

Basierend auf dem Jugendbuch von Patrick Ness, inszeniert der Spanier Juan Antonio Bayona “Sieben Minuten nach Mitternacht” als zutiefst berührendes, visuell eindrückliches Fantasy-Drama mit kraftvoller Botschaft. Dem Monster haucht Liam Neeson mittels Motion-Capture-Technik Leben ein.

Sieben Minuten nach Mitternacht: Kurzinhalt

Es ist stets genau sieben Minuten nach Mitternacht, wenn Conor (Lewis MacDougall) schweißgebadet aufwacht. Das geträumte Schreckensszenario ist immer dasselbe: Am Friedhof vor seinem Fenster tut sich urplötzlich ein gigantisches Erdloch auf, seine Mutter (Felicity Jones) verliert den Boden unter den Füßen und greift im Fall nach Conors Hand. Wenige Sekunden kann er sie halten, doch dann entgleitet sie ihm und stürzt in die Tiefe.Der Albtraum kommt nicht von ungefähr, mutet Conors Leben doch gerade als solcher an. Tag für Tag sieht er mit an, wie seine krebskranke Mutter schwächer wird, wird er von einer Gruppe älterer Mitschüler verprügelt und findet er sich zunehmend unter der Fuchtel seiner wenig mitfühlenden Großmutter (Sigourney Weaver). Bei der zieht er dann auch widerwillig ein, als seine Mutter zurück ins Spital muss und sein Vater (Toby Kebbell) ihm eröffnet, ihn nicht zu seiner “neuen” Familie mit nach Los Angeles zu nehmen.

Dementsprechend ablehnend reagiert Conor, als sich eines Nachts – freilich um 00:07 Uhr – der alte, riesige Baum unweit seines Hauses in ein Monster verwandelt und durch sein Fenster zu ihm spricht. Ob Realität oder Fantasie – die polternde Kreatur lässt sich nicht abschütteln. Drei Geschichten über die Komplexität des Menschsein und des Lebens wird ihm der weise Gigant mit der sonoren Stimme in den Folgenächten erzählen und Conor damit zur vierten Geschichte, “seiner Wahrheit” führen…

Es sind Märchen mit Twist, die das Monster erzählt – die da, wo der Prinz üblicherweise die Hexe besiegt, kehrtmachen und das vermeintlich Gute und Böse umdrehen; die Conor lehren, Dinge differenziert zu sehen, sich Gefühle wie Wut und Angst einzugestehen, mutig voranzuschreiten. In “Sieben Minuten nach Mitternacht” sind diese Fabeln eindrucksvoll in prächtiger Wasserfarben-Optik animiert, und reihen sich stimmig in die spektakuläre 3D-Aufmachung des Monsters sowie die grau und trist eingefangene Realität im verregneten Nordwesten Englands ein.

Sieben Minuten nach Mitternacht: Die Kritik

Mit “A Monster Calls”, wie der Film im Original heißt, hat der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona (“The Impossible”, demnächst “Jurassic World 2”) das gleichnamige Jugendbuch von Patrick Ness (der auch das Drehbuch schrieb) visuell beeindruckend und emotional wuchtig auf die Leinwand gebracht. Gekonnt hält er die Balance zwischen düsterem, schwerem Inhalt und fantastischen Elementen, findet stimmige Metaphern für Aggression, Trauer und Erwachsenwerden sowie wunderschöne Bilder für Kreativität und deren Kraft, Leid zu verarbeiten und zu überwinden.

Mittels seiner warmen Stimme und ersten Motion-Capture-Arbeit verhilft niemand geringerer als Liam Neeson dem Monster zum Leben, verleiht ihm neben dem einschüchternden Äußerem ein großes Herz. Wer im Film gut aufpasst, wird den britischen Schauspieler auf einem gerahmten Foto in Conors Zuhause erkennen – und dadurch erfahren, woher der Bub das Monster speist. Der nunmehr 15-jährige Lewis MacDougall gibt einen beachtlichen Einstand in seiner ersten großen Rolle, legt Conor von seinen Gefühlen überwältigt und doch ungemein widerstandsfähig an. Und wie sich Felicity Jones (“Die Entdeckung der Unendlichkeit”) als alleinerziehende Mutter im Film zunehmend auflöst, haut einen regelrecht um.

Dass “Sieben Minuten nach Mitternacht” sowohl an den US-amerikanischen als auch an den britischen Kinokassen hinter den Erwartungen zurückblieb, liegt vielleicht an der problematischen Suche nach dem passenden Publikum: Conors Lebensrealität dürfte für Kinder zu düster sein, die Botschaften des Monsters für viele Erwachsene teils zu sehr mit dem Vorschlaghammer daherkommen. Ein aufgeschlossenes Publikum jedenfalls wird der Film gleichermaßen zum Staunen wie auch zum Heulen bringen.

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(APA)

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