Sichtbare und verdeckte Polizeipräsenz am Frequency Festival erhöht
Die sichtbare und verdeckte Polizeipräsenz sei erhöht worden, Spezialkräfte seien im Einsatz, hieß es bei einer Pressekonferenz. Es sei "alles Menschenmögliche" für ein friedliches Festival getan worden, so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Eine Gitarre, ein Mikrofon und eine meisterhaft bediente Loop-Station: Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Mittel Ed Sheeran braucht, um die Massen zu verzücken. Auch als Headliner von Tag 1 des Frequency-Festivals in St. Pölten packte der britische Rotschopf seine Trickkiste aus. Vor 45.000 Fans sorgte er voller Spielfreude mit einem eineinhalbstündigen Hit-Feuerwerk für Begeisterung - zwölf Jahre nach seiner Frequency-Premiere.
Ed Sheeran begeisterte beim Frequency
Denn 2012 war Sheeran schon einmal Gast des Festivals. Damals bestritt er einen Nachmittagsslot vor rund 200 Zuschauern. Auch so lässt sich eine Karriere vom kaum bekannten Newcomer zum Superstar beschreiben.
Der Funke sprang jedenfalls gleich mit "Castle On The Hill" über, den der 33-Jährige auch hier als Opener auf seiner Setlist hatte. Kurz darauf erklärte er all jenen, die zum ersten Mal auf einem seiner Konzerte sein sollten, die unverzichtbare Loop-Station. Schon faszinierend, wie der Musiker mit den live eingespielten Schleifen seine Songs Schicht für Schicht aufbaut und dadurch wie eine Band klingt.
Er habe in Londoner Pubs seinerzeit seine ersten Songs wie "The A-Team" gespielt und niemand sei gekommen, erzählte Sheeran. Die Zeiten haben sich geändert. Nun funktioniert diese One-Man-Show auch vor riesigem Publikum bestens. Sei es "Shivers", "Give Me Love", "Shape Of You", das für Justin Bieber komponierte "Love Yourself", "Think Out Loud", das mit ausgiebiger Rapeinlage versehene "You Need Me, I Don't Need You" oder das finale "Bad Habits" - der Singer-Songwriter aus Halifax hatte die Menge bis in die hinteren Reihen im Griff. Ein paar Feuerwerkeffekte und Visuals besorgten den Rest.
Bei schweißtreibenden Temperaturen von über 30 Grad ist am Mittwoch das Frequency als eines der Highlights des heurigen Festivalsommers angelaufen. Bis Samstag gibt es am Veranstaltungsgelände in St. Pölten einen bunten musikalischen Stilmix, wobei heuer auch ein besonderer Fokus auf Sicherheit liegt. Der Nachmittag war geprägt von musikalischen Gegenpolen
Auftakttag ist Soft-Opening für Frequency Festival
Der Auftakttag war gewissermaßen ein Soft-Opening für das üblicherweise drei Tage dauernde Konzertspektakel. Als man den englischen Superstar Sheeran im Frühjahr für einen Gig in der niederösterreichischen Landeshauptstadt verpflichten konnte, haben die Veranstalter das Open-Air-Fest kurzerhand um einen vierten Tag verlängert. Auf voller Betriebstemperatur war das Gelände zum Start allerdings noch nicht: Auch wenn bereits seit Montag am Areal gecampt werden konnte - die Green und Red Bull Stage sowie der Nightpark, in dem Nachtschwärmer bis in die Morgenstunden weiterfeiern und -tanzen können, blieben am Mittwoch noch geschlossen.
Lediglich die Space Stage wurde bespielt - und zwar in stilistisch gewaltiger Bandbreite. Eingeweiht wurde die Hauptbühne um 15 Uhr von Dasha, die gemütlichen, zeitweise durchaus rockigen Country-Pop samt Violin- und Banjo-Besetzung servierte. In Plauderlaune, hörbar angetan von den paar Hundert erschienenen Fans ("I love you") und weniger angetan von der brütenden Nachmittagshitze ("Oh my gosh, it's hot") - selbiger versuchten viele Festivalbesucherinnen und -besucher mit einem (Fuß-)Bad in der Traisen etwas entgegenzusetzen -, brachte die 24-jährige Amerikanerin freilich auch ihren Hit "Austin" dar, der im Vorjahr viral ging und ihr Leben komplett verändert habe, wie sie dem Publikum erzählte.
Einen harten Schnitt setzte dann der aus dem Kosovo stammende DJ und Musikproduzent Regard, der etwa mit einem Deep-House-Cover von Eric Prydz' "Call on me" einen Hit landete. Am Frequency lieferte er indes ein hart wummerndes DJ-Set und drehte dabei u.a. Lana del Reys "Summertime Sadness" oder den 90er-Eurodance-Hit "The Rhythm of the Night" - wobei die Nacht eigentlich noch ganz weit weg war - durch den Turntable-Fleischwolf.
In ruhigere Gefilde lenkte US-Singer-Songwriter David Kushner dann das Musikgeschehen. Der aus Chicago stammende Herr mit der markanten Baritonstimme arbeitete sich vor dem zunehmend heranströmenden Publikum in Schmerzensmann-Manier durch sein getragen untermaltes Liedgut, angefangen von seinem via TikTok zum ersten Hit geratenen "Miserable Man" bis zum jüngst veröffentlichten "Sweet Oblivion" - zu finden auf dem ersten Album "The Dichotomy", das Ende August herauskommt.
Mit seinem Rummel- und Ballermanntechno, aufgezuckert mit einer wie aus dem örtlichen Musikverein entlehnten Bläser- und Quetschn-Abordnung, verwandelte Tream aus Bayern das Partygelände im Anschluss in ein riesiges Open-Air-Bierzelt. Dorfjugend, Alkohol, Frauen und Autos ziehen sich da als blau-weißer Faden durch das Werk des laut Selbstdefinition ersten Partyschlagerrappers Deutschlands, der mit um den Hals geschlungenem Bayern-Halstuch, kurzer Ledernen und Nike-Sneakers der grölenden Menge ordentlich einheizte - nicht zuletzt dank Feuerfontänen auf der Bühne. Oktoberfest lässt grüßen. Und weil man sich der Gunst der Masse ganz sicher sein wollte, wurde dann auch noch "I am from Austria" intoniert.
Als erstes Großevent nach den infolge der Terrorpläne abgesagten Wiener Taylor-Swift-Konzerten steht die heurige Festivalausgabe unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) betonte am Nachmittag in einer Pressekonferenz in St. Pölten, dass die ohnehin bereits umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen der Vergangenheit "erhöht und verstärkt" worden und die Kontrollen intensiviert worden seien. Eine konkrete Gefährdung für das Frequency liege nicht vor, eine solche habe es auch nie gegeben, beruhigte der Ressortchef. Es gebe allerdings eine allgemein erhöhte Gefährdungslage.
Das sagt Frequency-Veranstalter Harry Jenner
Frequency-Veranstalter Harry Jenner hat nach den abgesagten - ebenfalls von Barracuda organisierten - Swift-Konzerten jedenfalls kein mulmiges Gefühl. "Gar nicht", sagte er der APA. Sicherheit sei beim Festival, das in seinem 24. Jahr ist, stets das Wichtigste. Nun habe man mit Polizei und Behörden noch einmal nachgeschärft und beispielsweise erstmals Metalldetektoren bei den Einlassschleusen im Einsatz. Auch wenn das Frequency heuer nicht ausverkauft ist, sei er mit täglich 45.000 Besucherinnen und Besuchern "sehr zufrieden".
Eine davon war am Mittwoch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die wie schon im Vorjahr das Frequency beehrte und dabei auch dem Stand der Montanuni Leoben einen Besuch abstattete. Dort konnte man sich aus eingeschmolzenen Aludosen bestehende Festivalbuttons als Andenken prägen lassen - vorausgesetzt, man bringt vorher 15 Getränkedosen zurück. Gewessler zeigte sich von dem "wirklich eindrucksvollen Projekt" im Sinne der Nachhaltigkeit und Müllvermeidung begeistert.
Nach dem heutigen Soft-Start gibt es am Frequency dann bis Samstag volles Programm quer durch den musikalischen Gemüsegarten. So kann das Publikum beispielsweise zwischen Punk von The Offspring, Hip-Hop von RAF Camora, Rap von Apache 207, entspannten Grooves von Peter Fox oder Clubbeats von Brutalismus 3000 wählen. Für schweißtreibende Tage ist also gesorgt - nicht zuletzt aufgrund der weiter anhaltenden Hitze, wobei das eine oder andere Gewitter zwischendurch für eine kurze Erfrischung sorgen könnte.
Sicherheitsmaßnahmen beim Frequency seien "erhöht und verstärkt" worden
Die ohnehin bereits umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen der Vergangenheit seien "erhöht und verstärkt" worden, bereits im Vorfeld seien die Kontrollen intensiviert worden, sagte Karner am Nachmittag. Eine konkrete Gefährdung für das Frequency liege nicht vor, eine solche habe es auch nie gegeben. Es gebe allerdings eine allgemein erhöhte Gefährdungslage.
Es werde "auch in Zukunft große Feste, große Konzertveranstaltungen" geben, hob der Ressortchef hervor. Man werde sich "nicht von radikalen Extremisten" Lebensfreude und die Art zu feiern nehmen lassen. Es werde ein "sicheres Festival in St. Pölten" werden.
St. Pöltens Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler verwies ebenfalls auf das Sicherheitskonzept, das mit Veranstalter, Magistrat, Exekutive und den übrigen Organisationen seit Jahren aufgebaut und immer wieder adaptiert worden sei. Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse sei die "Terror- und die Amoksituation noch intensiver bearbeitet worden", es habe eine Aufstockung der Beamten gegeben. Spezialkräfte stünden "an strategisch günstigen Positionen" für ein rasches Einschreiten bereit. Ein Fokus gelte zudem dem Campingplatz sowie anderen Aufenthalts- und Feiermöglichkeiten, wo es "massive Polizeipräsenz" gebe.
Security-Bereich wird unter die Lupe genommen
Unter die Lupe genommen wird auch verstärkt der Security-Bereich. Der Magistrat oder die Bezirkshauptmannschaft am jeweiligen Unternehmenssitz führt dabei einen Check der gemeldeten Beschäftigten durch. Auffälligkeiten werden dem Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) weitergeleitet. Laut Karner ist hier "enge Zusammenarbeit" von Magistraten, Bezirksverwaltungs- und Sicherheitsbehörden notwendig.
In Szene ging der Pressetermin nach einer Einsatzbesprechung in der Polizeiinspektion St. Pölten-Spratzern. Teilgenommen hatten daran auch Landespolizeidirektor Franz Popp und LSE-Leiter Roland Scherscher.
(APA/Red)