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Sicherheitskräfte in Pakistan befreiten Dutzende Militärkadetten

Sicherheitskräfte haben im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan nach Armeeangaben Dutzende Militärkadetten und mehrere Ausbildner aus der Gewalt von Extremisten befreit. "71 Kadetten und neun Mitarbeiter der Razmak-Kadettenschule sind gerettet worden", sagte ein Militärsprecher.

Brigadegeneral Zahidullah, der den Trupp zur Befreiung der Geiseln am Dienstag leitete, erklärte allerdings, bis zu 20 Kadetten würden weiterhin vermisst.

Die Soldaten hätten den Kidnappern an einem Militärposten rund 20 Kilometer von der Schule entfernt aufgelauert, sagte der Behördenchef der Stadt Bannu im Nordwesten Pakistans, Sardar Abbas Rind. Alle 71 Studenten sowie neun Lehrer seien befreit worden, die Entführer konnten demnach fliehen.

Die Armee teilte mit, bei der Operation sei es zu schweren Gefechten gekommen. Unklar blieb, ob es bei den Kämpfen Verletzte oder Tote gab. Ein Geheimdienstmitarbeiter in der Region, der nicht namentlich genannt werden wollte, widersprach der Darstellung der Armee. Er sagte, die Freilassung der Kadetten und ihrer Ausbildner sei bei einer stundenlangen Ratsversammlung von Stammesältesten und Taliban-Kämpfern ausgehandelt worden. Nach Angaben der Armee waren vor dem Einsatz Bemühungen um eine Verhandlungslösung gescheitert.

Zahidullah sagte, die Aufständischen hätten am Montag acht Minibusse mit Kadetten in ihre Gewalt gebracht. Sechs der Fahrzeuge seien von den Soldaten sichergestellt worden. In den zwei weiteren könnten bis zu 20 Kadetten gesessen sein. Auch der Direktor der Schule, Javed Iqbal Paracha, sagte, “ein paar Studenten” würden noch vermisst: “Ihre Anzahl könnte zwischen zehn und 15 liegen.”

Zur Zahl der Geiseln hatte es anfangs widersprüchliche Angaben gegeben. Augenzeugen sprachen zunächst von rund 400 Verschleppten in 30 Fahrzeugen. Ein Berater des Ministerpräsidenten, Mirza Mohammad Jihadi, sagte dann am Montagabend, die Extremisten hätten im Gebiet Bakka Khel bis zu 500 Menschen in ihrer Gewalt. Gegen Mitternacht sagte der stellvertretende Direktor der Schule, Javed Alam, mehr als 200 der vermisst geglaubten Schüler seien der Entführung offenbar entkommen und zu Hause.

Die Extremisten hatten laut Streitkräften versucht, die Geiseln nach Süd-Waziristan zu verschleppen, wo in den kommenden Tagen eine Militäroffensive gegen die Taliban erwartet wird. Eine Offensive in dem unruhigen Grenzgebiet zu Afghanistan würde parallel zu den noch andauernden Kämpfen im rund 250 Kilometer entfernten Swat-Tal eine zweite Front eröffnen.

Nord- und Süd-Waziristan gelten als Hochburgen der Taliban, insbesondere in den quasi-autonomen Stammesgebieten an der afghanischen Grenze. Das Flüchtlingsdrama in der Region würde sich bei einer Militäroffensive weiter zuspitzen. Im Nordwesten des Landes sind bereits bis zu drei Millionen Menschen vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Taliban geflohen.

Seit die pakistanische Armee in einer Offensive gegen die Taliban vorgeht, wächst in der Region die Angst vor Racheakten. In der Stadt Peshawar stürmten Bewaffnete am Dienstag eine Fabrik, die einem Minister der Nordwestprovinz gehört. Nach Polizeiangaben wurden acht Arbeiter entführt und ein Wachmann getötet. Zu der Attacke bekannte sich zunächst niemand, Fabrikchef Ghazanfar Bilor machte die Taliban für die Tat verantwortlich.

Die pakistanische Armee weitete ihren Einsatz unterdessen auf den Ort Charbagh im Swat-Tal aus. Nach Angaben eines Armeevertreters wurde die Taliban-Hochburg am Dienstag mit Hubschraubern und Bodentruppen angegriffen. Am Wochenende hatte die Armee bereits die vollständige Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Mingora im Swat-Tal bekanntgegeben.

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