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Sicario - Trailer und Kritik zum Film

Der "War on drugs" der USA dient seit geraumer Zeit als Inspirationsquelle für Film und Fernsehen. Sind schon die Pablo Escobar jagenden US-Polizisten in der aktuellen Netflix-Serie "Narcos" alles andere als heroisch dargestellt, verschwimmt die Grenze zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch im US-mexikanischen Drogenkrieg in Denis Villeneuves Thriller "Sicario" ganz. Ab Donnerstag im Kino.

Auf das, was sie in dem unscheinbaren Haus im südlichen Arizona nahe der amerikanisch-mexikanischen Grenze entdeckt, war FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) nicht vorbereitet: Mit ihrem auf Entführungsfälle spezialisierten Einsatzteam findet sie statt Geiseln zahlreiche, hinter den Wänden entsorgte Leichen. Der grausame Fund macht deutlich, welche Kreise das Geschäft mit Drogen bereits gezogen hat. Fest entschlossen, die Verantwortlichen zu finden, schließt sie sich einer verdeckt operierenden Task-Force an, die einen führenden Kartellboss ausfindig machen will.

Sicario  – Die Geschichte

Ganz koscher sind Kate die beiden Anführer, mit denen sie in die texanische Grenzstadt El Paso aufbricht, nicht. Im angeblichen Berater des Verteidigungsministeriums, Matt Graver (Josh Brolin), vermutet sie vielmehr einen CIA-Agenten, der vor nichts zurückschreckt, solange es Amerika dient. Und welche Ziele der ehemalige kolumbianische Staatsanwalt Alejandro (Benicio del Toro) verfolgt, ist ihr auch noch nicht klar. Zeit, abzuwägen, ob sie denn auf der richtigen Seite steht, bleibt keine, findet sie sich doch bald in der umkämpften mexikanischen Drogenhochburg Ciudad Juarez wieder, wo ein ominöser Gefangenentransport in eine wilde Schießerei auf der Bridge of the Americas mündet – und ihr ausgerechnet der geheimnisvolle Alejandro (nicht zum letzten Mal) das Leben rettet. Bald muss die idealistische Kate feststellen, dass sich in diesem schmutzigen, auch Zivilisten fordernden Kampf nicht nur die Grenzen amerikanischer Rechtsprechung, sondern auch jene der Moral verschoben haben.

Sicario – Die Kritik

“Nichts wird in deinen amerikanischen Ohren Sinn machen, und du wirst alles anzweifeln, was wir tun. Aber am Ende wirst du es verstehen”, sagt Alejandro, der im Laufe des Films die moralischen Grundwerte von Kate ebenso wie vom Zuseher auf die Probe stellt. Wie weit darf man im Kampf um Gerechtigkeit gehen? Wann macht man sich selbst schuldig? Benicio del Toro, der für seine Rolle des Polizisten im thematisch verwandten “Traffic” (2000) den Oscar gewann, bringt sich als einnehmender wie undurchschaubarer, zärtlich wie auch rachsüchtig anmutender Söldner abermals in Award-Stellung. Und bildet damit das ideale Gegenstück zu Emily Blunt, die in ihrer ersten Action-Hauptrolle als unerschütterliche, und doch zunehmend verletzliche Idealistin die Identifikationsfigur für den Zuseher bildet.

Vor allem durch ihre Augen erleben wir “Sicario”, das mit dem Totenhaus eines Drogenkartells gleich die beklemmende Stimmung vorgibt und diese 120 Minuten lang aufrecht erhält. Neben Luftaufnahmen der weitläufigen US-mexikanischen Grenze inmitten vertrockneter Landschaft arbeitet der renommierte Kameramann Roger Deakins mit der Ästhetik von Nachtsichtgeräten und Überwachungskameras, folgt schließlich den wie Soldaten anmutenden Agenten in den finalen Szenen mit stoischer Ruhe inmitten sich überschlagender Ereignisse. Und haftet schließlich nahe auf den Gesichtern mexikanischer Buben, die kurz ihr Fußballspiel pausieren, als Schüsse aus der nicht allzu weiten Ferne zu hören sind. “Dieses Land wird jetzt von Wölfen regiert”, hatte Alejandro kurz zuvor gesagt. Der Krieg hat gerade erst begonnen.

Der Kanadier Denis Villeneuve (“Prisoners”, “Die Frau, die singt – Incendies”) will “Sicario” (spanisch für: Auftragsmörder) auch als Geschichte verstanden wissen, die von Amerika erzählt, “davon, wie Idealismus und Realismus aufeinanderprallen, wenn es darum geht, einen Umgang mit den Problemen anderer Länder zu finden”. Er tut dies mit packenden Bildern, ambivalenten Charakteren und einer brisanten, schockierenden Geschichte (nach einem Drehbuch von Taylor Sheridan). Das Ergebnis ist ein dichter, anspruchsvoller, intensiver Thriller, der noch lange nachhallt.

(APA)

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