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Sibirisches Uran-Werk soll Atomstreit mit Iran lösen

Der russische Lösungsvorschlag für den Atomstreit mit dem Iran liegt tief in einem Kiefernwald Sibiriens verborgen. In einem Plattenbau aus der Sowjetzeit sollen Forscher nach Vorstellungen von Präsident Wladimir Putin Uran anreichern und dieses dann etwa in die Islamische Republik exportieren.

Damit wäre der Vorwurf außer Kraft gesetzt, der Iran könnte bei eigener Anreicherung heimlich an einer Atombombe bauen. Russland könnte im Gegenzug seine politische Bedeutung auf der Weltbühne deutlich steigern.

„Jedes Land der Welt kann bei dem internationalen Zentrum mitmachen“, sagt der Chef der Atomenergiebehörde, Sergej Kirijenko, bei einer Presseführung durch den massiven Bau unweit der Stadt Angarsk. „Aber zu einer Sache werden sie keinen Zugang erhalten: zur russischen Anreicherungs-Technologie.“ Wer einen Anteil an der Anlage kauft, soll eine Garantie für Uranlieferungen erhalten. Das Uran wäre dann auf ein Niveau angereichert, mit dem Strom produziert werden kann – für den Atomwaffenbau aber wäre es untauglich.

Noch allerdings steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Vor dem Gebäude erinnert eine massive Lenin-Statue an die sowjetische Vergangenheit, die Fassade zieren Hammer und Sichel. Kein Schild weist auf die heutige Funktion hin, dafür schirmen bewaffnete Sicherheitskräfte neugierige Blicke ab. Um das ganze Anwesen ist ein Zaun gezogen, auch davor patrouillieren Spezialeinheiten.

Angarsk lebt von der Industrie. Der Ort liegt nicht allzu weit entfernt vom Baikalsee, einem der beliebtesten Urlaubsziele für Russen und zunehmend auch für Ausländer.

Das Angarsk Chemical Electrolysis Plant war für Ausländer bis vor kurzem allerdings tabu, war es zu Sowjetzeiten doch eine strategisch wichtige Einrichtung für das Atomenergieprogramm und damit Sperrgebiet. Wegen der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Atomenergie und des Dauerstreits der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran hat Putin das Werk ins Spiel gebracht und es der Weltöffentlichkeit präsentiert.

Mehr als 5000 Kilometer östlich von Moskau forschen die Wissenschaftler bereits und werten mit Hilfe ausländischer Geräte und Computer Tests zur Uranreicherung aus. Das Interesse aus dem Ausland indes ist bislang gering. Nur Kasachstan hat eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben. „Es gibt einige andere Länder, die mit dem Zentrum kooperieren wollen“, sagt Kirijenko gleichwohl. Es sei aber nicht seine Aufgabe, diese zu benennen.

Der Hauptadressat, die Regierung in Teheran, hat sich zurückhaltend gezeigt und pocht auf das Recht, selbst Uran anzureichern. Russland überlege nun, die Anforderungen für eine Zusammenarbeit mit dem sibirischen Zentrum abzuschwächen, sagt Kirijenko.

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