Angewandte Show hat einen Star
Als “Mann der Stunde” darf der Georgier George Bezhanishvili gelten: Nachdem er vor einer Woche bei den AFA-Austria Fashion Awards den gut dotierten BMUKK-Modepreis eingeheimst hat, ging auch der Rondo-Vöslauer-Modepreis (3.000 Euro und ein Magazin-Shooting) an den 23-Jährigen. “Als ich vor fünf Jahren nach Wien kam, sprach ich überhaupt kein Deutsch. Ich habe es mir selbst beigebracht”, sagte er im “Standard”-Interview.
So eigenwillig verfolgt der Jungdesigner aus Tiflis auch seine Karriere: Mode sei für ihn eine ernste Angelegenheit, der chaotisch-witzige Zugang von dem neuen Leiter der Modeklasse an der Wiener Universität, Bernhard Willhelms, ist nicht seine Sache. Einzig die Vorliebe des in Belgien ausgebildeten Deutschen für Brauchtum ist offensichtlich in die Abschlusskollektion des Georgiers eingeflossen. Sie zieht Männern geräumige, locker gegürtete Wolljacken mit ausdrucksstarken Krägen und orientalisch anmutende Tuniken an, die an die Trachten in Bezhanishvilis Heimat erinnern.
Flatz zeigt Tracht mal anders
Wie humorvoll man an das Thema Tracht herangehen kann, zeigte u.a. die Studentin des zweiten Jahrgangs der AngewandtenIsis Flatz mit ihren kunterbunten, dekonstruierten Dirndln. Die Studierenden des dritten Jahrgangs hatten sich mit dem Lodenmantel auseinanderzusetzen und verpassten dem Traditionalisten in Tannengrün einen fetzigen Anstrich.
Unter den weiteren vier präsentierten Diplom-Kollektionen tat sich vor allem Stefanie Grißmann mit unifarbenen Kleidern in coolem Schwarz, Creme und Dunkelbraun hervor, die mit vielen Fältelungen und Plissees kunstvoll drapiert und zart zugleich wirkten.
Preisregen bei Angewandte Show
Die Auszeichnung des Schweizer Textilverbandes (1.000 Euro) ging an den Diplomanden Luciano Raimondi, dessen mit schleierartigem Kopfschmuck versehene Kreationen die Modeschau wie “Bräute” eröffnet hatten. An Markus Binder, Student des dritten Jahrgangs, ging der Swarovski Elements Award (3.000 Euro). Gleich zwei Preise erhielt die Jahresarbeit von Anna-Sophie Berger, Studentin des vierten Jahrgangs der Angewandten: Sie ist diesjährige Trägerin des mit 2.700 Euro dotierten Fred-Adlmüller-Stipendiums. Außerdem wurde sie vom Indie-Magazin ausgezeichnet.
“Dirty Fashion Remix Vol. 2” war die Show Angewandte 2011 betitelt. Was die Bemühungen von Bernhard Willhelm betrifft, aus den Studierenden hemmungslose Kreative zu machen, haben der immer wieder als der “junge Wilde” titulierte Mode-Professor und sein Team aber eine blütenreine Weste: In der Wiener Remise waren am Donnerstagabend insgesamt rund 270 technisch und künstlerisch hochwertige Kollektionen Outfits zu sehen.