Er befinde sich nicht in einem „vegetativen Zustand“, hieß es am Donnerstag. Der Sender Channel 2 berief sich auf einen Sprecher des Hadassah-Spitals in Jerusalem, in das Sharon in der Nacht mit einer massiven Hirnblutung eingeliefert worden war.
Am Donnerstag wurde der Premier dort mehrere Stunden operiert worden. Als vegetativer Zustand wird eine Situation bezeichnet, in der die Hirn- bzw. auch die Kreislauffunktionen eines Patienten ausgefallen sind, und dieser nur mehr künstlich am Leben gehalten wird. Sharon soll bis Sonntag in künstlichem Tiefschlaf gehalten werden. Ärzte beschrieben seinen Zustand am Vormittag als „sehr ernst“, später gab es keine weiteren Mitteilungen mehr. Vizepremier Olmert, der interimistisch die Amtsgeschäfte des Regierungschefs wahrnimmt, leitete einen Sonderministerrat. „Das ist ein schwerer Tag“, sagte Olmert zu Beginn der Sitzung vor dem leeren Platz Sharons. Die Kabinettsmitglieder würden ihre Arbeit fortsetzen und „auf gute Nachrichten aus dem Krankenhaus warten“. Sharon hatte bereits vor eineinhalb Wochen einen leichten Schlaganfall erlitten. Nach Angaben der Ärzte war er bei der Einlieferung bereits bewusstlos.
Die dramatische Verschlechterung seines Gesundheitszustands ereilte den Regierungschef mitten im Wahlkampf, sein Ausscheiden aus dem Amt könnte die Lage im Nahen Osten weiter destabilisieren. Sharon hatte erst vor wenigen Wochen den Likud-Block verlassen und die in ihren Absichtserklärungen zum Friedensprozess mit den Palästinensern bereite neue Partei Kadima (Vorwärts) gegründet. Am 28. März wollte Sharon bei der vorgezogenen Parlamentswahl als Spitzenkandidat antreten.
Angst vor der Destabilisierung der Region
Klinikchef Shlomo Mor-Yossef teilte mit, bevor Sharon auf die Intensivstation der Neurochirurgie gebracht worden sei, habe eine Computertomographie ergeben, dass die Hirnblutung gestoppt sei. Ein israelisches Kabinettsmitglied, das nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, es sei allen klar, dass Sharon seine Arbeit als Ministerpräsident nicht mehr weiterführen könne. Generalstaatsanwalt Menachem Mazuz verfügte, dass der Wahltermin am 28. März aufrecht bleibe. Parlamentspräsident Reuven Rivlin hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, die vorgezogenen Knesset-Wahlen ungeachtet des gesundheitlichen Zustands von Sharon abzuhalten. Als Begründung nannte er Sorge um die politische Stabilität des Landes.
Palästinensischer Präsident wünscht gute Besserung
Ein Sprecher der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas erklärte unterdessen in Gaza, der Nahe Osten sei ohne Sharon ein „besserer Ort“. Die Welt sei dabei, sich eines der „Hauptführer des Bösen auf der Erde“ zu entledigen, meinte Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri. Der Führer der aus der PLO ausgeschlossenen ultraradikalen Splittergruppe „Volksfront für die Befreiung Palästinas/Generalkommando“ (PFLP-GC), Ahmed Jibril, nannte den Schlaganfall Sharons „ein Geschenk Gottes“.
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