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Sexuelle Grenzen verletzt: Wiener Verein Limes behandelt nun auch Kinder unter 14 Jahren

Auch Burschen unter 14 Jahren, die über sexuelle Grenzen anderer hinweggegangen sind, werden nun im Wiener Verein Limes behandelt.
Auch Burschen unter 14 Jahren, die über sexuelle Grenzen anderer hinweggegangen sind, werden nun im Wiener Verein Limes behandelt. ©Canva (Sujet)
Der Wiener Verein Limes, der bisher nur für männliche Sexualstraftäter von 14 bis 21 Jahren zuständig war, die von einem Gericht eine Weisung erhalten haben, behandelt seit einiger Zeit im Pilotprojekt "Limes Kids" auch Burschen unter 14 Jahren, die sexuelle Grenzen anderer verletzt haben sollen. Bisher gab es das nicht, "ich merke aber, dass es sehr benötigt wird", so der Leiter des Vereins, Rainer Simader, "vor allem bei Kindern, die fremd untergebrach sind".

Laut dem Psychotherapeuten Simader gebe es immer wieder sexuelle Grenzverletzungen durch Kinder, die in Wohngemeinschaften leben. Aber auch Minderjährige, die in Familien sind, jedoch bereits Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe hatten, würden zum Verein kommen. Bei diesen Fällen der sexuellen Grenzverletzung gehe es oft um "innerfamiliäre Übergriffe, bei denen Geschwister untereinander übergriffig werden." Von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe wurden bisher sechs Minderjährige zur Therapie vermittelt, teilte eine Sprecherin der MA 11 auf APA-Anfrage mit. Die Zusammenarbeit mit dem Verein habe demzufolge 2023 begonnen. Das Pilotprojekt sei laut Simader voriges Jahr gestartet.

Sexuelle Grenzverletzungen: Wie die Kinder zum Wiener Verein Limes kommen

Anders als bei strafmündigen Männern, die eine Weisung vom Gericht bekommen, schickt beim Pilotprojekt die Kinder- und Jugendhilfe die Unter-14-Jährigen an den Verein Limes. "Für jedes Kind wird vor der Überweisung ein Clearing durchgeführt, um festzustellen, welche Unterstützung konkret benötigt wird. Die WKJH übernimmt selbstverständlich die gesamten Kosten", hieß es von der MA 11. Laut dem Amt wird das Pilotprojekt weitergeführt. Der Verein arbeite zudem mit den Kinder- und Jugendhilfen rund um Wien, in Niederösterreich und im Burgenland, zusammen, laut Simader bekomme er mehr Anfragen.

Die Minderjährigen werden in Einzel- und Gruppensettings behandelt, bei den Unter-14-Jährigen wären die Gespräche mit deren Bezugspersonen laut Simader besonders wichtig. Unabhängig vom Alter der Klienten, sehe der Verein Limes bei vielen der Männer, die sexuelle Grenzen verletzt haben, Bindungsstörungen. Diese Störungen können beispielsweise durch Beziehungsabbrüche zu wichtigen Bezugspersonen wie den Eltern entstehen. Auch der häufige Wechsel naher Bezugspersonen, weil die Kinder zum Beispiel immer wieder in anderen WGs untergebracht werden, kann eine Ursache sein.

Unter die Grenzverletzungen, mit denen sich der Verein befasst, fallen neben sexuellen Übergriffen ("Hands-on-Delikte") auch der Konsum oder die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern ("Hands-off-Delikte"). Einen generellen Anstieg bei den Hands-on-Delikten, insbesondere unter Jugendlichen, merke der Verein nicht. Bei den Hands-off-Delikten hätte es in den Jahren nach der Pandemie mehr Fälle gegeben. Die Gründe dafür liegen laut Simader in der Tatsache, dass sich während der Pandemie viel ins Internet verlagert habe. Aber auch die Ermittlungstechniken hätten sich verbessert.

(APA/Red.)

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