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Serien-Vergewaltiger in Wien zu 17 Jahren Haft verurteilt

Ein gefährlicher Serien-Vergewaltiger ist im Wiener Straflandesgericht am Freitag zu einer 17-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Darüber hinaus wurde der 42-jährige Rumäne in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen, da ihn der Gerichtspsychiater für derart gefährlich hält, dass ohne therapeutische Behandlungen nach seiner Entlassung mit neuerlichen Sexualverbrechen zu rechnen ist.

 

Der Mann hatte im Frühjahr 2010 in der Bundeshauptstadt innerhalb weniger Wochen fünf Frauen überfallen, wobei er sich an zwei Opfern auf besonders brutale Art und Weise verging. Dabei hätte der 42-Jährige zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch im Gefängnis sitzen müssen: Im November 2004 war er in Wien wegen mehrfacher Vergewaltigung zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Die heimische Justiz schob den gelernten Koch, der 1989 nach Österreich gekommen war und nach Ablehnung seines Asylantrags als “U-Boot” bei Verwandten und Bekannten lebte, allerdings 2006 zur Strafvollstreckung in seine Heimat ab: Im Zuge eines sogenannten Haftentlastungspakets wollte man damals in den überbelegten Justizvollzugsanstalten Platz schaffen, indem man ausländischen Straftätern anbot, ihre Strafe zu Hause zu verbüßen. Das, so vermeinte die Justizpolitik, erhöhe obendrein die Chancen ihrer Reintegration in die Gesellschaft.  

Vergewaltiger: “Justiz trägt Mitverantwortung”

Für den Rumänen machte es sich bezahlt, dieser Maßnahme zuzustimmen: Zwar wurden ihm daheim wegen länger zurückliegender Vergehen zunächst zwei zusätzliche Jahre Haft aufgebrummt. Doch bereits im Dezember 2009 kam er auf freien Fuß. Wenige Wochen später war er wieder in Wien – das gegen ihn erlassene Aufenthaltsverbot war kein Hindernis. Im März 2010 missbrauchte er dann ein neues Opfer.

Wie Opferanwältin Eva Plaz im Prozess deutlich machte, trägt aus ihrer Sicht die Justiz eine Mitverantwortung für die neuerlichen Delikte: “Er wäre in Haft gewesen, wenn er hiergeblieben wäre. Für die angeblichen Sparmaßnahmen der Justiz, die ihn aus Kostengründen zurückgeschickt hat, zahlen jetzt die betroffenen Frauen und ihre Familien einen enorm hohen Preis.”   

BIPA-Verkäuferin nach Ladenschluss überfallen

Allein die finanzielle Belastung eines Opfers – die Frau leidet in Folge des Übergriffs an einer posttraumatischen Belastungsstörung, musste ihren Job aufgeben, aus der Großstadt Wien wegziehen und ist nicht mehr in der Lage, einen Beruf auszuüben – dürfte über dem Betrag liegen, den die weitere Inhaftierung des Rumänen in einem österreichischen Gefängnis gekostet hätte.

Der 42-Jährige hatte am Abend des 10. März 2010 in Wien-Penzing eine BIPA-Verkäuferin beim Schließen ihrer Filiale bemerkt. Als sie in ihren Pkw einstieg, riss er die Beifahrertür auf, wobei er sich mit einem Schal und einer Kapuze maskiert hatte. In der Hand hielt er eine täuschend echt aussehende Softgun-Pistole: “Wenn du etwas Blödes machst, bist du tot!”

Sodann zwang er die Frau, ihn auf einen einsamen Feldweg nach Wien-Floridsdorf zu chauffieren, wo er ihr die Kleider zerriss und sie rund eine Stunde malträtierte. Danach nahm er ihr die Brieftasche weg, forderte sie auf, zurück in die Stadt zu fahren, und stieg erst aus dem Wagen, als man in der Nähe der Wohnung seiner Schwester angelangt war, bei der er lebte.  

Opfer hatte Todesangst

Zwei Wochen später spazierte der Mann in Wien-Mariahilf am helllichten Tag in ein Papierfachgeschäft, in dem sich zu diesem Zeitpunkt nur eine Angestellte befand. Er bedrohte die Frau mit der Pistole, versperrte das Geschäft und wollte seinen eigenen Angaben zufolge die 45-Jährige “bestrafen”, weil sie es aus Angst zunächst abgelehnt hatte, ihm die Geschäftsschlüssel zu übergeben.

Der 42-Jährige dirigierte sein Opfer in den Lagerraum, verband ihr Mund und Augen mit einem Klebeband, zwang die Frau, sich auszuziehen, und schärfte ihr ein, sie möge sich “benehmen”. Dann vergewaltigte er die völlig panische Frau mehrfach. “Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, was Todesangst ist”, sagte das Opfer später bei der Polizei.

Drei weitere Vergewaltigungs-Versuche scheiterten, weil die überfallenen Frauen lautstark um Hilfe schrien und den Täter damit in die Flucht schlugen bzw. ein Passant zufällig auf der Bildfläche erschien. Der Sex-Täter, der sich nun vor dem Schöffensenat schuldig bekannte und die Übergriffe auf seine Alkoholabhängigkeit zurückführte, war Ende April 2010 festgenommen worden.

(apa)

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