Bisher habe sie gedacht, sie sei aufgrund ihres Alters inzwischen sicher vor Vergewaltigern, sagt McGinty: “Das kann ich jetzt nicht mehr sagen.” Von ihrem Vermieter in der Ortschaft Marquez habe sie als Weihnachtsgeschenk einen Elektroschocker bekommen. Auch in sieben weiteren Ortschaften in Zentraltexas versetzte der Täter ältere Damen in Angst und Schrecken. Eine 66-Jährige fiel ihm sogar zwei Mal zum Opfer, obwohl sie nach dem ersten Verbrechen umgezogen war.
Alle Taten wurden in Gemeinden verübt, von denen die größte 6.000 Einwohner hat. In Yoakum östlich von San Antonio wurden zwei Frauen angegriffen. “Es widert mich an”, sagt der örtliche Polizeichef Arthur Rogers. “Wir nehmen es alle persönlich. Wir stellen uns alle vor, dass es auch unsere Mütter oder Großmütter treffen könnte.”
Mela Walker organisierte nach den Angriffen in Yoakum eine Gemeindeversammlung und verteilte an die knapp 300 Teilnehmer anschließend Pfefferspray. “Sie sind total verängstigt”, sagte Walker. “Diese älteren Frauen kaufen sich Pfefferspray und wissen nicht, wie man es benutzt. Sie reden darüber, sich Schusswaffen zu kaufen, und sie wissen nicht, wie man sie benutzt.”
Der Täter plant seine Angriffe offenbar gründlich: Nach Angaben der Ermittler waren an den Häusern der Opfer die Telefonleitungen gekappt und die Glühbirnen der Außenlampen herausgeschraubt. Alle Opfer lebten alleine, bei einer der Frauen erbeutete der Angreifer mehr als 10.000 Dollar. Und alle Frauen hatten eine weitere Gemeinsamkeit – einen festen Tagesablauf, der es dem Täter erleichterte, seine Übergriffe zu planen.
Ein Phantombild des Täters gibt es noch nicht, nur eine vage Beschreibung. Demnach handelt es sich um einen schlanken, jungen, dunkelhäutigen Mann, der zwischen 1,50 Meter und 1,80 Meter groß ist. Ein Mann wurde zu Beginn der Ermittlungen irrtümlich als Verdächtiger festgenommen. Er hat die Behörden deshalb geklagt.
An einigen Tatorten hat der Täter DNA-Spuren und andere Hinweise zurückgelassen. In den Datenbanken der Ermittler fanden sich aber keine Übereinstimmungen, wie ein Sprecher der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, Tom Vinger, sagt. Die Ermittlungen würden zudem dadurch erschwert, dass die Tatorte bis zu 300 Kilometer weit auseinander lägen und die Opfer oft nicht mehr das beste Gedächtnis hätten.