Schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wird der serbische Präsident Boris Tadic ein internationales Treffen boykottieren. Wie die staatliche Presseagentur Tanjug am Dienstag berichtete, wird das Staatsoberhaupt Serbiens am Donnerstag einem internationalen Treffen anlässlich des 150. Gründungstag Italiens fernbleiben, weil zur Feierlichkeit auch die kosovarische Präsidentin Atifete Jahjaga eingeladen wurde. Letzte Woche boykottierte Tadic aus demselben Grund das Treffen mittel- und südosteuropäischer Staatschefs in Warschau.
Belgrad lehnt die im Februar 2008 ausgerufene Unabhängigkeit des Kosovo ab und beharrt darauf, dass das jüngste Land Europas bei internationalen Treffen mit Verweis auf die UNO-Resolution 1244 vom Juni 1999 präsentiert wird. Laut dieser Resolution, die im UNO-Sicherheitsrat wegen des Widerstandes Russlands bisher nicht durch eine andere Resolution ersetzt wurde, ist der Kosovo weiterhin ein Bestandteil Serbiens. Die Unabhängigkeit des Landes wurde bisher von 75 Staaten anerkannt, darunter den USA und 22 EU-Ländern, unter ihnen auch Italien.
Die Boykotte Tadics trafen auch im Umfeld der serbischen Behörden nicht auf volle Unterstützung. Öffentlich kritisiert wurden sie von Sonja Licht, der Leiterin des Außenpolitischen Rates des Außenministeriums, eines Beratergremiums von Außenminister Vuk Jeremic. Man müsste das Verhalten des Präsidenten in solchen Fällen neu überlegen, meinte Licht in der Vorwoche.
(Quelle: APA)